Nach all den Diskussionen hier reizt es mich doch auch mal wieder, meine Meinung zu verschiedenen Themen abzugeben. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass der «neue» EHC Olten viel mehr Kredit verdient, als er hier von verschiedenen Usern erhält. Aber der Reihe nach:
Aktuelle Saison: Wir sind Zweiter und werden die Qualifikation aller Voraussicht nach auch Rang 2 oder 3 abschliessen. Wie prognostiziert dominieren Rapperswil, Langenthal und wir die Liga. Dass sich «Rappi» von den beiden Hauptkonkurrenten etwas absetzen konnte, ist nur logisch. Während die St. Galler bislang noch keine einzige wirklich gewichtige verletzungsbedingte Abszenz hatten, kämpfen Langenthal und wir schon während der gesamten Quali mit massiven Verletzungssorgen. Die fehlenden Spieler sollen nicht im jeden Spiel eine Ausrede für eine bescheidene Leistung sein, sie können die 10 Punkte Rückstand auf Rapperswil aber erklären.
Letztes Jahr schlossen wir die Quali auf Rang 5 ab. Es ist also bereits ein Fortschritt festzustellen. Zudem gefällt mir das Auftreten des Teams auf dem Eis wesentlich besser als im letzten Jahr. Zwar mag spielerisch nicht immer alles überzeugen, ich habe beim EHCO seit Jahren aber keine derart kämpferische und leidenschaftliche Truppe mehr gesehen. Zudem hat man als Beobachter das Gefühl, dass es menschlich im Team wirklich stimmt und jeder für den anderen geht. Keine schlechten Voraussetzungen für die Playoffs.
Sportchef: Viele hier schätzen das Aufgabengebiet eines Sportchefs völlig falsch ein. Die Verpflichtung von Spielern ist nie ein Soloritt eines Sportchefs. Transfers werden immer in einem Gremium besprochen, dem neben einem Sportchef auch Coach, VR und GL angehören. Dem Sportchef obliegt dann die Verhandlung mit den Agenten und Spielern – im Prinzip kann diese Aufgabe aber jede Person mit Handlungsberechtigung in einem Klub durchführen.
Die hauptsächlichen Aufgaben eines Sportchefs sind viel mehr: Koordination zwischen Nachwuchs und 1. Mannschaft, Bindeglied zwischen Coaches und Klub, Bindeglied zwischen Spielern/Klub und Coaches etc. Ein Sportchef ist idealerweise meistens in den Trainings dabei, kennt das Team genau und unterstützt den Trainer bei wichtigen Entscheidungen.
In meinen Augen gehört diese Position beim EHCO wieder besetzt, ob das jetzt vor oder nach der Transferkampagne für die neue Saison ist, spielt aber überhaupt keine Rolle. Dass bereits jetzt und ohne Sportchef Transfers getätigt werden, ist nur vernünftig, sonst sind dann die wirklich guten Spieler bald alle weg vom Markt.
Transfers: Meine jahrelange Erfahrung als Fan und intensiver Beobachter dieses Sports hat mir eines gelehrt: Einen neuen Spieler erst nach einigen Wochen im neuen Klub zu beurteilen. Im Sommer haben in diesem Forum alle über die Verpflichtung von Horansky gejubelt, Wyss’ Transfer war eine Randnotiz und löste bisweilen gar erstaunen aus. Und die ist die Situation jetzt? Horansky hat sein Potenzial zwar verschiedentlich angedeutet, ist aber praktisch schon die ganze Saison lang verletzt. Wyss dagegen ist für mich persönlich Sinnbild für dieses Team: Eine Kampfsau, ein Teamplayer, einen, den man so schnell nicht wieder missen möchte. Also: Gebt den Eigenmanns, Rexhas oder Schwarzenbachs Zeit. Erst nach einigen Wochen in der nächsten Saison macht die Beurteilung des Transfers Sinn.
Ausländer: Die Verletzung von Ryan Vesce war grosses Pech. Bei Tim Stapleton wurden persönliche Gründe als Grund für den Abgang kommuniziert und ich sehe keinen Grund, an dieser Aussage zu zweifeln. Für beide Abgänge kann der EHCO also nichts, beide lassen sich mit unglücklichen Umständen erklären. Zweimal wurde mit den Verpflichtungen von Jay McClement und Brian Ihnacak vorbildlich schnell reagiert. Wirklich viel hat der EHCO hier also nicht falsch gemacht.
Und noch zur Feser-Diskussion: Ich war ja immer ein grosser Fan von Justin und habe ihn hier im Forum mehrfach verteidigt, weil ich immer der Meinung war und immer noch bin, dass er viel zu schlecht beurteilt wurde. Aber: die Trennung von Feser im Sommer war gleichwohl richtig. Der EHCO wollte einen Neuanfang wagen. Dass hier zwei neue Ausländer dazugehören, macht Sinn. Dass es mit den beiden Neuen, mit Stapleton und Vesce nicht geklappt hat, war wie oben ausgeführt Pech. Nun sind wir halt auf ihre Ersatzleute gespannt.
Zukunft: Sieht in meinen Augen sehr positiv aus. Ich erwarte mir viel von den Playoffs; die Ausgangslage könnte eigentlich besser nicht sein. Spätestens im Februar sollten dann praktisch alle Spieler wieder an Bord sein. Die Favoritenrolle für den Kübel liegt ganz klar bei Rappi. Unserem Team traue ich eine Finalteilnahme absolut zu, und da würde der Druck dann ganz bei den St. Gallern liegen.
Auch mittelfristig sehe ich viel Positives. Die vorzeitigen Vertragsverlängerungen von Horansky und Zanatta wurden mir hier viel zu wenig gewürdigt. Hey, beide Spieler gehören in der Swiss League auf ihren Positionen zur absoluten Spitze. Beide verzichten für den EHCO auf eine Ausstiegsklausel und damit die Möglichkeit, in die NLA zu wechseln – wenn das nicht mal unglaublich positive Zeichen für dieses Team und diesen Klub sind. Mit punktuellen Verstärkungen und endlich einmal etwas Glück auf der Ausländerposition und bei Verletzungen müsste der Kübel in den nächsten 2-3 Jahren definitiv mindestens einmal in Olten landen. Ob es dann auch mit dem Aufstieg klappt, ist noch einmal eine andere Frage, auf die der EHCO teilweise nur bedingt Einfluss hat. Insgesamt aber darf man durchaus positiv in die nächsten Wochen, Monate oder gar Jahre blicken.
Und nun alle wieder ins Kleinholz heute, es wartet ein spannender Match gegen einen attraktiven Gegner auf uns!
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Oute für immer