Poste hier mal den Bericht von Trutti! Ein Abo beim OT lohnt sich wirklich...
«Zurück in die NLA? Das ist gut möglich.»
VON MICHAEL FORSTER
Marco Truttmann Der NLB-Topscorer schätzt das familiäre EHCO-Umfeld und spielt seine bislang beste Saison in der NLB
Als nach der letzten, ziemlich misslungenen Saison des EHC Olten ein
Neuzuzug nach dem anderen bekannt gegeben wurde, da blühte die
geschundene Oltner Fanseele auf. Mit Patrick Parati und Fabian Ganz
wurde Ligakonkurrent La Chaux-de-Fonds gleich ein Verteidiger-Duo abgeluchst,
und mit Sandro Tschuor,Colton Fretter und Marco Truttmann
wurden auch die offensiven Abgänge mehr als nur kompensiert. Nach 19
Runden kann man gar von einem goldenen Händchen sprechen, welches
die Verantwortlichen beim letztjährigen Verhandlungspoker
bewiesen. Hinten steht die Mannschaft,auch dank Ganz und Parati,
sehr solid, und vorne sorgten bislang
vor allem zwei für die Musik: Colton Fretter und Marco Truttmann.
36 Punkte erzielte der Oltner Goldhelm bis zur Nationalmannschaftspause,
und damit ist er der beste Scorer der ganzen Liga. Dass ein Schweizer
Spieler in der National League B, welche bezüglich Scorerpunkten stark von
den ausländischen Spielern geprägt ist, ganz zuoberst steht, ist eine Seltenheit. In
den letzten zwölf Jahren schafften es einzig Stefan Tschannen (5. Platz/2012
und 3./2011) sowie Michael Neininger (4./2002) am Ende der Saison unter die
Top 5 der Scorerliste. Dass es ihm bei seiner Rückkehr in die NLB so
gut läuft, schreibt Truttmann, der Schwyzer, verschiedenen Umständen
zu. «Das Umfeld, das Team, der Coach, der Staff – in Olten stimmt
im Moment einfach alles.
» Irgendwie hat er gespürt, in Olten die genau richtigen Bedingungen vorzufinden,
seine Karriere neu zu lancieren. «Man versicherte mir im Vorfeld, dass man ambitioniert
in die Saison steigen würde, und zudem ist in naher Zukunft ja auch die Renovation
des Stadions geplant. » Wenn er die Premiere im «neuen» Kleinholz tatsächlich
miterleben will, dann muss der Innerschweizer aber noch ein paar Jahre ausharren.
Erst im Spätsommer 2015 sollen die letzten Arbeiten abgeschlossen sein und Oltens
Eishockeystätte in komplett neuem Glanz erstrahlen. Der Vertrag Truttmanns läuft
hingegen nur bis 2014 – droht dem souveränen Tabellenführer etwa gar, dass seine beste Kraft frühzeitig, also vielleicht schon Ende Saison, dem Lockruf aus der NLA erliegt?
«Das ist Zukunft», lacht er,«schauen wir mal. Eine Rückkehr in die NLA ist gut möglich, doch dazu muss das
Angebot stimmen, und überhaupt: Die Saison ist noch jung, es kann noch viel passieren.»
Viel mehr Freiheiten in der NLB
Und doch ist man sich beim EHCO bewusst, dass man Spekulationen mit
einem entsprechenden Vertragswerk im Keime ersticken kann. Zwar will
sich keine der beiden Seiten über die genauen Details äussern, doch eines
steht fest: Die Verantwortlichen möchten Truttmann lieber heute
als morgen längerfristig an den Verein binden. «Vielleicht ist ja
bereits etwas gegangen», kann sich der Topscorer ein Grinsen
nicht verkneifen, um nachzuschieben,
dass dazu das bestehende Angebot aber schon
noch ein wenig nachgebessert werden müsse. Es
spricht hingegen einiges für den EHCO in diesem
Vertragspoker. Schliesslich hat sich Truttmann ganz
bewusst gegen ein Engagement zum Beispiel in Lausanne
entschieden.
«Sie haben zu viele gute Spieler, die zu viel verdienen, den seit
Jahren angestrebten Aufstieg aber immer wieder verpassen.» In der Dreitannenstadt
hingegen geniesst er die nötigen Freiheiten, seine Qualitäten
voll zum Tragen bringen zu können. Ob es nicht nur statistisch, mit 1,9
Punkten pro Spiel, seine bislang beste Saison ist? «Schwierig zu sagen», entgegnet
Truttmann, «in der NLB bestimmt. Allerdings sind 1:1-Situationen oder allgemein das Durchsetzen
auf dem Eis auch nicht so schwierig in der NLB. In der NLA, wo fast alles Profis
spielen, ist das schon ganz anders.»
Tatsächlich macht es zuweilen den Eindruck, dass er mit seinen Gegnern spielt und sie, nicht selten, in
die Rolle der Statisten degradiert. «Abschluss, Spielübersicht und Schnelligkeit» zählt er zu seinen Stärken,
doch der filigrane, mit 1,74 m eher klein gewachsene Stürmer kann auch anders. «Wenns denn sein
muss, kann ich auch austeilen und hart spielen und dafür sorgen, dass ein Ruck durch die Mannschaft
geht.» Allein, dieser Qualität musste er sich in dieser Saison noch nicht allzu oft besinnen. «Bis jetzt stimmt
einfach alles, die Unterstützung der Fans, jeder geht für jeden und die Tore fallen – ausser vielleicht in La
Chaux-de-Fonds.» Beim 0:4 hat er, für einmal, nicht sein Sonntagsgesicht, sondern sich «als schlechter Verlierer
» gezeigt.
Der EHCO und das Powerplay
Ganz anders sieht seine Bilanz indes gegen Lausanne und Langenthal aus. Jene zwei Teams erachtet
der gelernte Verkäufer denn auch als härteste Konkurrenten seiner Mannschaft, also nicht
etwa die momentanen ersten Verfolger La Chaux-de-Fonds und Ajoie. Ausgerechnet gegen
jene Teams gelangte die grösste Waffe der Oltner, das Powerplay, noch effizienter
zum Einsatz als sonst. Sieben der dreizehn Treffer gegen die beiden «Topteams»
erzielte der EHCO mit einem Mann mehr und lag damit deutlich über dem
Schnitt von nicht ganz 40 Prozent, sprich 35 von insgesamt 88 Treffern. Das Verblüffende:
Beim EHCO wurde einzig zu Saisonbeginn intensiv an den sogenannten «Special
Games» gearbeitet. «Nein», erwidert Truttmann, «ich kann mich tatsächlich
nicht erinnern, wann wir zum letzten Mal Powerplay trainiert haben.» Dafür sind
eben jene 35 Treffer aus 19 Partien
ein fast schon phänomenaler
Wert.