Hallo nach Olten,
Fretter ist bei uns in Straubing als Neuzugang im Gespräch.
Wie hat er sich denn bei Euch entwickelt und wie ist er so als Typ?
Gruß aus Straubing
Hallo Barzik
Nachstehend eine „ehrliche“ und sachliche Beurteilung von Fretter:
+ kann Scheibe gut abdecken
+ den Banden entlang stark / setzt sich durch
+ guter Handgelenkschuss
+ war bei Mitspieler akzeptiert und gut ins Team integriert / jedoch ein sehr ruhiger Typ, spricht nicht viel
+ körperlich fit, muskulös
+ charakterlich ebenfalls in Ordnung
_ braucht einen guten Center, der ihn permanent mit guten Pässen versorgt / selber kann er das Spiel nicht machen
_ braucht sehr viele Chancen für Tore
_ läuferisch knapp im Durchschnitt / dem diesbezüglichen Anspruch für einen Ausländer in der NLB genügt er nicht / manchmal schwerfällig, stürzt oft ohne gegnerische Einwirkung
_ taucht oft komplett ab / dann sieht man überhaupt nichts von ihm
Anmerkung:
In der DEL wird ggü. der schweizerischen NLB ein komplett anderes Hockey gespielt. Physischer, mit erheblich mehr Körperchargen. Es können 9 Ausländer miteinander eingesetzt werden. In der NLB nur 2 pro Spiel. Das ist der Hauptunterschied. In der NLB steht ein Ausländer in JEDEM Spiel im Rampenlicht, er muss Spiel für Spiel eine Topleistung abliefern. In der DEL kann ein Ausländer auch mal abtauchen und sich „schonen“, ohne dass er sofort verrissen wird. Die anderen acht reissen dann halt die Kohlen aus dem Feuer. Die Fans in der Schweiz (NLB) akzeptieren dies nicht. Man erwartet, dass der „Liebling“ des Klubs jeden Abend entscheidende Tore schiesst und Spiele entscheidet. Es gibt auch keine sogenannten „Rollenspieler“ wie in der DEL. Solche, die nur spezielle Aufgaben zu erfüllen haben. (z.B. für Checks, nur Defensivarbeit, rein nur auf Scoring ausgerichtet ect.) Der Ausländer in der NLB muss ein ganz anderes Anforderungsprofil erfüllen.
Agenten täuschen sich daher oft, wenn sie den Klubs Spieler anbieten, die zwar in Nordamerika – oder anderer Liga - über gute Statistiken verfügen, dem gewaltigen und permanenten Erfolgsdruck jedoch nicht gewachsen sind. Es ist aber durchaus möglich, dass solche Spieler in anderen Ligen sehr erfolgreich sein können.
Nicht zuletzt hängt es auch davon ab, ob ein Spieler, der das Anforderungsprofil erfüllt, interessiert und gewillt ist, in eine Liga zu wechseln, die vielerorts „belächelt wird, in Europa aber eine der bessern Ligen ist. Das Niveau der NLB ist z.B. erheblich höher als die ESBG in Deutschland. Man könnte Ausländer dieser Liga an einer Hand abzählen, die in der schweizerischen NLB reüssieren würden. Selbst in der Ebel in Oesterreich gibt es ganz wenige Spieler, die das nachstehende Profil erfüllen. Z.B. Derek Ryan, Jamie Lundmark oder Rob Hisey als löbliche Ausnahmen.
Ein Importspieler der NLB muss folgende Qualitäten mitbringen:
. permanent Tore am Laufband erzielen
. über Spielmacherqualitäten verfügen
. ein sehr grosses Mass an Spielintelligenz mitbringen
. permanent auch defensive Arbeit verrichten
. auf- und neben dem Eis (im Lockerroom) eine Vorbildfunktion einnehmen
. dem Druck standhalten, dass er Abend für Abend, Spiel für Spiel, im Rampenlicht steht
. während der Qualirunde, insbesondere aber während den Playoffs auf dem Eis eine dominierende Rolle einnehmen
Diesem umfangreichen Anforderungsprofil entsprechen nur wenige Spieler. Und zerbrechen dann vielfach am Druck resp. können ihr Potential nicht abrufen.
Beispiel für einen guten NLB-Ausländer:
Blaine Down verkörpert genau diesen Typ Spieler, den es hier braucht. Dan Ratushny hat seine Qualitäten erkannt und ihn deshalb auch nach Straubing geholt. Down ist läuferisch top, ein genialer Spielmacher, arbeitet auch sehr gut nach hinten, torgefährlich, macht die anderen „besser“ neben ihm. Vorbildliche Haltung auf- und neben dem Eis.
Jetzt verstehen vielleicht einige hier im Forum Olten, dass man nicht einfach im Internet (Eliteprospects) etwas „Herumklicken“ kann und Spieler ins Gespräch zu bringen, die in anderen Ligen (AHL) hervorragende Statistiken erreichten. Das „Gesamtpaket“ ist entscheident. Und genau das macht die Sache für die Verantwortlichen extrem schwer, einen Spieler zu finden, der nicht nur die extrem hohen Erwartungen erfüllen kann, sondern auch in die menschlich in das Gefüge passt und nicht zuletzt auch zahlbar ist.