Gianluca Barbei der Senkrechtstarter

23.4.2018 - Von Fabian Lehner

Gianluca Barbei war bis anhin nicht auf dem Radar aufgetaucht. Auch seine Statistiken sprechen nicht unbedingt dafür, das er sich für ein Aufgebot aufgedrängt hätte. In 37 Spielen hat er gerade mal 8 Scorerpunkte erzielt. Auch in den Playoffs hat er nur 2 Punkte geholt. Schaut man ihm zu, sieht man aber Weshalb er dabei ist. Seine Geschwindigkeit und sein Zweikampfverhalten ist für seine Grösse (173, 78 kg) sehr gut. Deswegen hat er sich starken Playoffs aber einen Platz in der Nationalmannschaft verdient. Wir Sprachen mit ihm im Hotel der Schweizer nach dem Spiel gegen die USA über seine Saison und wie er das Turnier erlebt.

Gianluca Barbei, die Hälfte der Vorrunde ist vorbei, wie gefällt es dir bis jetzt?

Sehr gut, ich denke wir waren nicht so schlecht. Wir hatten mit der Vorbereitung gegen Kanada und Finnland sehr starke Gegner. Wir waren trotzdem bei allen Spielen nahe dran und hätten auch gewinnen können.

Das Spiel gegen die USA (5:8) war vom Spielverlauf sehr verrückt, wie erklärt man sich so eine Partie?

Wir hatten am Anfang zu viel Respekt, obwohl wir wussten, das wir sie schlagen können. Das ist uns in Hämeenliina auch gelungen. Es war sicher positiv zusehen, dass wir auch gegen einen solch starken Gegner fähig sind, viele Tore zuschiessen. Wenn wir das für den Rest des Turniers mitnehmen, kommt es sicher gut. In der Analyse haben wir uns vor allem auf die Details konzentriert. Die Pässe in der eigenen Zone müssen härter und genauer kommen.

Du bist sehr spät zur Nationalmannschaft gestossen. Erzähl uns doch wie das genau vor sich ging.

Wir hatten das letzte Spiel um den 3. Platz in der Meisterschaft gegen Biel und wir gewannen dieses. Am Donnerstag hatten wir das letzte Training. Danach rief mich der Trainer (Paterlini) in die Kabine nach dem Training. Ich hab mir schon Sorgen gemacht, weil das ist nie ein gutes Zeichen. Dann erzählt er mir, dass er mich in den Playoffs beobachtet hat. Das was er sah, hat ihm sehr gefallen. Deswegen wollte er mich ins Lager in die Lenzerheide einladen. Ich war Paff! Ich hatte bisher noch nie ein Aufgebot erhalten. Klar träumt man davon, aber vorstellen konnte ich es mir trotzdem nie!

Wie erlebst du das Ganze rund um das Turnier?

Es ist sehr speziell. Ich war selber als Zuschauer an der U18 in Zug und Luzern und hab zu den Spielern auf geschaut. Jetzt bin ich selber dabei, das Hotel, die Reise und die Fans toben auf den Rängen... Das ist wirklich laut auf dem Eis. Auch draussen, man muss Unterschriften geben, auf Fotos mit lächeln. Man wird mit einer Polizeieskorte zum Stadion gefahren... Das ist alles sehr beeindruckend.

Wie blendet das aus, wen man sich gewöhnt ist vor 50 Zuschauern spielt, und jetzt plötzlich vor 7000?

Man macht jetzt nichts spezielles. Ich versuche ich mich schon beim Warm Up zu fokussieren. Klar schaut man mal auf die Tribüne. Man geniesst das auch, die Atmosphäre aufzusaugen. Aber wenn der Puck eingeworfen ist, spielt das alles keine Rolle mehr.

Wusstest du schon irgendetwas über Magnitogorsk?

Ausser das es einen sehr guten Eishockeyclub hat und ein tolles Stadion nicht viel ehrlich gesagt.

Haben dir die Spieler welche schon öfter mit der U18 unterwegs waren viel geholfen?

Ja ich wurde sehr gut aufgenommen. Vor allem wie man sich verhalten soll. Besonders hier in Russland ist das etwas spezieller. Da hat Barandun (David) sicher uns allen geholfen. Auch das viel schneller gespielt wird international.

Dein Vater ist auch hier in Magnitogorsk. Wie wichtig ist das für dich, ich meine es ist ja nicht gerade üblich 2000 Km zu reisen?

Ich empfinde das als sehr wichtig. Es ist kein müssen, aber er spielt selber Eishockey und macht das sehr gerne. Das gibt mir ruhe und Kraft zu wissen, er ist da.

Bis anhin hast du für den ZSC gespielt. Letzten Sommer wechselte du aber in die EVZ Academy. Was war der Ausschlag dafür?

Ich wollte einfach mal eine neue Herausforderung. Weg von zuhause sein, was neues kennen lernen und den Alltag umzustrukturieren.

Was ist dein persönliches Ziel für die WM?

Das Viertelfinale zu erreichen. (Das wurde leider verpasst). Selber die Eindrücke aufzusaugen und mit nehmen, wie die Top Nationen spielen.

Wie sieht deine Zukunft aus?

Ich werde bei Zug bleiben sehr wahrscheinlich. Die Türe ist nicht zu aber ich plane in diese Richtung. Schweden oder Kanada wäre auch eine Option. Schweden hatte mit AIK Stockholm damals wegen der Schule nicht gepasst.