Nati in Kloten vor über 1500 Fans empfangen

27.5.2024 - Von Fabian Lehner

Kurz nach 14:00 trafen die Sliberhelden in der Arena in Kloten ein. Die Spieler liessen sich vom Publikum feiern, konnten aber nicht verbergen, dass der Frust über den verlorenen Final noch tief sass. Trotzdem konnten sie in den Interviews später den Erfolg doch würdigen.

Wild gefeiert haben sie nicht, auch wenn die Spieler mehrheitlich meinten, sie hätten wenig geschlafen. Roman Josi meinte auf der Bühne, sie seien sehr enttäuscht den Pokal nicht mit nach Hause gebracht zu haben. «Den Support durch die Fans hier in der Schweiz und in Prag haben wir immer gespürt. Wir schätzen das sehr!» Bedankte er sich bei den Fans. Leonardo Genoni hob die Stille hervor, welche auf dem Flug geherrscht habe. Nun sei es aber an der Zeit sich bei den Fans zu bedanken.

Kevin Fiala erhielt nach der Rückschau das Wort. Nach den Highlights des Turniers betont er nochmals, wie traurig er gestern war. Er muss dann von seinen Emotionen übermannt das Interview mit Daniela Milanese vom SRF abrechen. Etwas Positiver verläuft das Gespräch mit Christoph Bertschy. Angeblich war er federführend bei der Wahl des Torsongs. «Richi ist einfach ein geiler Song. Es kamen viele Vorschläge von den Fans und als Team haben wir uns dann für diesen entschieden.» Die Stubete Gäng war gleich persönlich anwesend und performte den Song anschliessend noch mit der Mannschaft. Anschliessend kam Patrick Fischer zu Wort. Auch er hatte Mühe mit seinen Emotionen. Auch weil er ständig von den Fans mit «Hopp Schwiiz» Rufen unterbrochen wurde. «Für mich sind die Spieler Riesenhelden! Es brennt im Herzen aktuell, aber wir machen weiter!»

Danach zog sich die Mannschaft hinter die Bühne zurück, um mit den Freunden und Familien den Empfang zu geniessen. Trotzdem nahmen sich die meisten noch Zeit für die Interviews und um den Fans Autogramme zu geben. Hockeyfans konnte mit einigen von ihnen noch sprechen.

Stimmen vom Empfang

Jonas Siegenthaler: «Am Ende wurde es leider nur Silber, aber wir können trotzdem stolz auf das sein, was wir geleistet haben. Wir haben nicht viel gemacht nach dem Finale. Wir haben einfach den Abend zusammen verbracht. Dieses Jahr war es sehr speziell. Wir waren sehr eng auf und neben dem Feld. Wir sind alle füreinander gegangen. Wie eine Bruderschaft. Es ist sehr schön zusehen wie die Schweiz hinter uns steht. Auch in den vergangen drei Wochen haben wir diesen Support gespürt. Das ist alles andere als selbstverständlich. Heute muss ich noch Wäsche erledigen, da es morgen bereits in die Ferien geht.»

Kevin Fiala: «Es war ein schlechter Zeitpunkt für das Interview auf der Bühne für mich. Gleich nach den Bildern vom Finale kam die ganze Trauer nochmals hoch bei mir, dass es nicht für Gold gereicht hat. Aber auch der Stolz ist da, zusehen wie die Schweizer Fans hinter uns stehen. Das haben andere Länder nicht. Auch deswegen sind wir so weit gekommen, da bin ich überzeugt. Die Enttäuschung darüber Gold verloren zu haben, überwiegt immer noch über die Freude Silber zu gewinnen. Vor allem die Art und Weise. Wir haben gehofft, dass wir heute mit den Fans den Pokal präsentieren können. Aber eine Silbermedaille ist eine Silbermedaille. Das nimmt uns keiner, das passiert auch nicht jedes Jahr. Ob die Medaille nach LA kommt oder hier in der Schweiz bleibt, weiss ich noch nicht. Ich bin sehr stolz, dass ich MVP geworden bin. Wäre noch eins schöner mit Gold um den Hals. MVP zu werden ist nicht einfach an einer WM. Es zeigt wie sich meine Kariere entwickelt hat und dass ich die richtigen Schritte gemacht habe. Nun geht es nach Hause zu meiner Familie. Ohne Facetime wäre es sehr hart gewesen. Ich habe immer wieder mit Jessica meiner Frau und meinem Sohn so den Kontakt erhalten. Jetzt bin ich ready Vater zu sein und meiner Frau zu helfen.»

Nico Hischier: «Es ist unglaublich an einem normalen Montag so viele Leute hier zu sehen. Die Enttäuschung ist immer noch gross. Wir waren so nahe dran. Nach ein bisschen Zeit mit meiner Familie wird es in den nächsten Wochen sicher besser. Die Medaille wird wie das Shirt, welches wir jedes Jahr bekommen, einen speziellen Platz erhalten. Ich habe noch nie Silber gewonnen und das ist sicher ein Karrierehighlight für mich.» Leonardo Genoni: «Es hat mehr weh getan als 2018. Damals waren wir happy im Final zu sein. Mit dem Viertelfinale gegen Deutschland und das Spiel gegen Kanada kam die Chance im Finale, welche wir alle packen wollten. Das hat leider nicht geklappt. Das schmerzt sehr. Am Ende fehlte uns etwas die Energie. Aber man muss den Tschechen anerkennen, dass sie sehr gut defensiv gespielt hatten. Die Enttäuschung ist immer noch gross, dass die Medaille die falsche Farbe hat. Ich glaube nicht, dass dies der beste Leonardo Genoni in der Nati war. Es war ein spezielles Jahr für mich und dem EVZ. Nach dem Ausscheiden gibt es immer ein Loch, aber wir hatten danach einen Plan auf Top-Niveau zu kommen und der ging auf. Es hat vieles gestimmt bei mir, aber auch ich hatte Fehler. Die Heim-WM ist noch viel zu weit weg und die Enttäuschung ist noch zu gross, um an 2026 zu denken. Ob ich den Platz im Tor bis dahin freiwillig hergebe? Ich weiss es nicht! Aber solange ich Spass habe, mache ich weiter.

Es waren grossartige fünf Wochen mit der Mannschaft. Der Teamspirit hat nicht den Unterschied zu den anderen Jahren gemacht. Der war eigentlich nie das Problem in der Nati. Es ist aber sicher eine Stärke dieses Teams, dass wir so einen guten Zusammenhalt haben.»

Roman Josi: «Gestern war es sehr still in der Garderobe. Patrick Fischer, Lars Weibel und ich haben noch zum Team gesprochen, aber die Enttäuschung war in diesem Moment natürlich riesengross. Wir hatten den Glauben an den Titel und dass es am Ende nicht gereicht hat, ist sehr bitter. Es gibt aber auch viel Positives, was wir mitnehmen können. Es ist verdammt schwer in einen WM-Final zu kommen und wenn man in einem solchen steht, will man ihn auch gewinnen. Wir sind in den letzten drei Wochen zusammengewachsen und haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert. Eine Erfahrung, welche wir nie vergessen werden.»

Nino Niederreiter: «Es ist eine gewaltige Enttäuschung. Ich stand jetzt zum dritten Mal in diesem Finale und habe alle verloren. Das ist schon sehr bitter. Auch wenn nicht viele von sich behaupten können, dreimal Silber zu holen, ist momentan die Enttäuschung über Gold verloren grösser. Wenn ich zurückdenke, war es 2013 Silber gewonnen. 2018 ging es in Penaltyschiessen, aber Schweden war das bessere Team. Und gestern hätte es wirklich auf beide Seiten kippen können. Das macht es so bitter dieses Mal. Es wird noch zwei, drei Wochen dauern, bis wir es realisieren, wie gut wir wirklich an diesem Turnier waren. Nur schon den Viertelfinal zu erreichen, ist eine grosse Leistung. Das wird in der Schweiz zu wenig wertgeschätzt. Dann muss man auf einen guten Gegner hoffen, um den Halbfinal zu erreichen. Und dann kommt noch ein harter Brocken. Der Weg in den Final ist brutal und sehr steinig. Die Enttäuschung zeigt auf jeden Fall die Entwicklung, welche die Mannschaft gemacht hat. Aber uns fehlt ein bisschen die nächste Generation. Die Jungen müssen langsam von hinten nachrücken. Es wird schon langsam dünn nach hinten. Wenn ich mir Norwegen anschaue, welche zwei Spieler, die 2005 geboren sind, hatten. Unser jüngster war glaube ich 2002 geboren. Da muss die nächste Generation pushen und das ist die grosse Arbeit, welche uns als Schweiz bevorsteht. Diese nächste Generation zu fördern.»

Mehr Eindrücke vom Event gibt es in der Fotogalerie.

Background-Portal

Medaillenfeier


Rund 1500 Fans empfingen am Montagnachmittag in Kloten die Schweizer Silberhelden. Foto: Martin Merk
 


Die Schweizer Nationalmannschaft auf der Bühne. Foto: Christoph Perren
 


Die Stubete Gäng performte den Torsong gleich persönlich. Foto: Christoph Perren
 


Die Spieler sprachen noch einmal mit den Medien, wie hier Andres Ambühl. Foto: Christoph Perren
 

Zur Fotogalerie