Fribourg-Gottéron: Jubel oder Trubel?

13.9.2024 - Von Urs Berger

Eine «Lame Duck» an der Bande, fast keine Änderungen in der Mannschaft und ein Sportchef, der seinen Mentor feuerte. Zuviel Drama für die Drachen oder ein echter Befreiungsschlag für Fribourg-Gottéron?

Die Drachen aus Fribourg haben den wichtigsten Wechsel nicht bei den Spielern getätigt, sondern hinter der Bande. Christian Dubé musste gehen, Patrick Emond kommt als «Lame Duck» an die Bande, denn er wird nach dieser Saison durch den weitaus prominenteren Schweden Roger Rönnberg ersetzt. Diese Personalentscheidungen können für Fribourg im Verlaufe der Saison Probleme bescheren. Werden die Spieler im Wissen, dass der Trainer nur eine Saison bleiben wird, alles geben und seinen Vorstellungen folge geben?

Der Wechsel hinter der Bande kam überraschend und gab Anlass zu vielen Fragezeichen. Vor allem der Zeitpunkt. Kurz vor der Freistellung präzisierte der Präsident von Fribourg-Gottéron, Hubert Waeber, gegenüber einem Chronisten, dass der Kanadier bleiben würde. «Sonst wüsste ich davon.»

Wenige Tage später schlug dann die Bombe ein, dass Dubé nicht mehr für die erste Mannschaft verantwortlich sein und man diese an Patrick Emond übergeben werde. Offenbar wollte der neue Sportchef Gerd Zenhäusern seinen Förderer so schnell wie möglich loswerden. Die Frage ist nur wieso? Selbstverständlich kann dem ehemaligen Trainer der Vorwurf gemacht werden, dass er nie über ein Halbfinale hinauskam. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Drache auch mit anderen Topspieler nicht den Titel erringen kann. Aus diesem Blickwinkel kann Dubé keinen Vorwurf gemacht werden. Gab es also einen anderen Grund? Schwer zu sagen. Denn die Beteiligten schweigen sich aus. Vielleicht auch nur, um nicht nachzutreten.

Kehren wir wieder zum Team auf dem Eis zurück. Dieses hat sich bis auf einige wenige Positionen nicht geändert. Nach wie vor vertrauen die Fribourger Drachen auf ihre Nummer eins im Tor: Reto Berra. In der letzten Saison konnte der Zürcher in 41 Spielen auf einen Gegentore Durchschnitt von 2 Toren pro Spiel schauen. In der Saison 2022/23 konnte der Torhüter nur 16 Spiele bestreiten, nach dem er eine Verletzung auskurieren musste. Damals kam er zu einem GAA von 2,24 Tore pro Spiel. Damals hatten jedoch die Zähringer mit Connor Hughes eine gute Nummer zwei. In der vergangenen Saison setzten sie auf den damals 22-jährigen Bryan Rüegger. In 10 Spielen konnte Rüegger bei 6 Siegen und 4 Niederlagen sein Können zeigen. Ob dies indes reichen wird, um ein möglicher Nachfolger für Berra zu werden ist offen. Dazu gesellt sich eine weitere Frage. Was wird Fribourg tun, wenn Berra wie vor zwei Jahren länger ausfallen wird?

Die Verteidigung wird durch den Zuzug von Yannick Rathgeb verstärkt. Nach fünf Jahren in Biel kehrt er wieder an die Saane zurück. Hier spielte der Langenthaler bereits von 2015 - 2018 nachdem er in der sich in der OHL bei den Plymouth Whalers zu einem besseren Verteidiger entwickeln konnte. Mit einem einjährigen Abstecher in die AHL in der Saison 2018/19 zu den Bridgeport Sound Tigers, welche das Farmteam der New York Islanders sind. Er konnte sich indes nicht als Stammverteidiger etablieren, kam er doch nur zu 32 Spielen und zu 9 Punkten.

Rathgeb wird für Fribourg an der blauen Line weitere neue Optionen geben. Die meisten seiner sieben Tore der vergangenen Saison erzielte der Verteidiger im Powerplay. Die Frage ist, ob Rathgeb in diesen Situationen allein als Quarterback an der blauen Linie spielen wird oder in den verschiedenen Kombinationen mit dem Schweden Andreas Borgmann oder Ryan Gunderson.

Im Angriff gab der Abgang von Andrej Bykov viel zu reden. Statistisch gesehen kann der Abgang vernachlässigt werden. In 38 Spielen kam der flinke Flügel auf 12 Punkte. Schon zuvor war seine Punkteausbeute im Rückgang. Ebenfalls nicht mehr im Dress der Drachen wird Mauro Jörg auflaufen. Der Churer wird vor allem in der Arbeit nach hinten fehlen. Gerade auf dieser Position sind die Fribourger etwas dünn besetzt.

Unter den Zuzügen ist Jeremi Gerber. Der frühere SC Bern Junior kehrt nach zwei Missglückten Jahren beim HC Lugano wieder in ein Team zurück, das auf ihn zählen wird. In den Spielen mit dem SC Bern hat er jeweils überzeugt, doch bei Lugano stagnierte seine Entwicklung. Nun kann er in Fribourg wieder durchstarten. Zuerst muss indes Patrick Emond ihm wieder viel Vertrauen schenken, dass er wieder an seine Zeit beim SC Bern anknüpfen kann. Auch wenn diese Zeit sich nicht in den Statistiken widerspiegeln.

Ebenfalls vom Erzrivalen Bern stösst Santiago Näf zu den Drachen. Im Gegensatz zu Gerber konnte er noch nie eine ganze Saison in der National League spielen. Immer wieder wurde er zum EHC Basel ausgeliehen oder spielte mit den U20-Elite Junioren. Beim EHC Basel konnte er indes überzeugen. Reicht es indes, um in der schnelleren und härteren Liga zu bestehen? Es wäre ihm zu wünschen.

Auf den Positionen der Ausländer gab es in diesem Jahr bei den Drachen keine Änderungen. Erneut stehen mit den Verteidigern Andreas Borgmann (SWE) und Ryan Gunderson (USA) bewährte Kräfte bereit, die Angreifer zum Verzweifeln zu bringen. In der Offensive warten mit Jacob de la Rose (SWE), Chris DiDomenico (CAN), Marcus Sörensen und Lucas Wallmark (beide SWE) Schwergewichte für jeden Gegner. Dennoch können sich die Gegner auf deren Auslösungen vorbereiten und sich ihre Szenarien zurechtlegen.

Am Ende der Qualifikation dürfte sich Fribourg ohne Probleme in den ersten Sechs einordnen. Ausser dass der Drache vielleicht wieder in den Winterschlaf verfallen kann. Wenn die Mannschaft oder einzelne Spieler Patrick Emond nicht als deren Trainer akzeptieren.

hockeyfans.ch-Ranglistentipp
1.
2.
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4. Genf-Servette
5. Fribourg-Gottéron
6. HC Lugano
7.
8. SC Bern
9.
10. HC Ambrì-Piotta
11. SC Rapperswil-Jona Lakers
12. SCL Tigers
13.
14.

 

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