„Wir wollen in die Top 6“

14.4.2011 - Von Dennis Schellenberg

Am Samstag, 16. April startet die Frauen-Weltmeisterschaft mit der Partie Finnland gegen Kasachstan und die Schweiz startet im Abendspiel in Winterthur gegen Weltmeister Kanada ins Turnier. Für das Schweizer Frauen-Eishockey ist es ein ganz besonderes Turnier. Denn mit Zürich und Winterthur stellt die Schweiz erstmals die beiden Austragungsorte und ist für mehr als eine Woche Gastgeber des besten Fraueneishockeys der Welt. Eine Chance für die Schweiz auf und neben dem Eisfeld...

Mit dem offiziellen Turniermotto: „Power of Women“ sollen die Fans in die beiden Hallen in Zürich und Winterthur gelockt werden. Es ist zwar erst die 13. Weltmeisterschaft im Frauen-Eishockey, doch für die Schweiz dennoch etwas Besonderes. Denn zum ersten Mal kann sich die Schweiz als Gastgeber profilieren. Neben den vielen Chancen fürs Frauen-Eishockey in der Schweiz bringt dies allerdings auch Erwartungen mit sich. Vor allem da die Schweizerinnen durchaus vorne mitspielen können. Dies zeigte das Frauenturnier an den Olympischen Spielen in Vancouver, als sich die Schweizerinnen mit einem Sieg gegen die Russinnen den fünften Turnierplatz sicherten.

Und so darf man vor allem vor heimischem Publikum den einen oder anderen starken Auftritt erwarten. Ähnlich sieht dies auch die Torhüterin Florence Schelling: „Unser Ziel ist klar, wir wollen in die Top 6! Es wird zwar nicht einfach werden, doch nichts ist unmöglich. Wir müssen Kampfgeist und Willen zeigen, ehrgeizig sein und auch ein wenig Glück.“

Schelling gehört zu den Leistungsträgerinnen im Team von René Kammerer. Die 22-Jährige Torhüterin spielt im Frauenteam der Northeastern University (Boston), genauso wie Teamkollegin Julia Marty. Und dass Schelling das Zeug hat, um in wichtigen Turnieren ihre Topleistung abzurufen, hat sie in Vancouver bereits gezeigt. Oder 2008 bei der WM in China, als die Schweiz gar Vierte wurde.

In Vancouver war Schelling statistisch die drittbesten Torhüterin des gesamten Turniers und die beste Europäerin. Zu verdanken, dass Schelling nun Torhüterin ist, hat sie dies ihren beiden älteren Brüdern. „Da ich früher immer mit ihnen mit ins Training und zuhause in der Garage als Torhüterin hinhalten musste, wollte ich mit 4 Jahren auch damit beginnen“, so Schelling zu Ihrem Werdegang.

Neben Schelling ragen vor allem noch die routinierte Kathrin Lehmann und Stefanie Marty heraus. Lehmann ist im Schweizer Kader klar die erfahrenste Spielerin mit Jahrgang 1980. Sie wird die noch sehr junge Schweizer Mannschaft in der Kabine führen und soll auf dem Eis der verlängerte Arm von Headcoach René Kammerer sein.

Die grössten Schweizer Offensiv-Hoffnungen dürften aber auf den Schultern von Stefanie Marty liegen. Ihre Tore braucht die Schweiz um eine gute Rangierung überhaupt möglich zu machen. Dass Marty an grossen Turnieren zu punkten vermag, demonstrierte die bald 23-Jährige an den vergangenen Olympischen Spielen in Vancouver auf eindrückliche Art und Weise, als sie einen gewaltigen Sprung nach vorne machte.

Der Schweizerin, die an der Syracuse University Eishockey spielt, gelang es das Turnier als drittbeste Skorerin abzuschliessen. Zudem war sie die mit Abstand produktivste europäische Spielerin des gesamten Turnieres. Dies dürfte den Schweizerinnen sicherlich Mut machen und Marty selber will sich beweisen, dass dies nicht nur Glück war.

Und Unterstützung bekommt Stefanie auch noch von ihrer Zwillingsschwester Julia, die ebenfalls mit dabei ist. Auch sie spielt in den USA, nämlich mit Florence Schelling an der Northeastern University.

Obwohl die WM-Vorbereitung nicht zählt, zeigten die Schweizerinnen allerdings noch nicht ihre besten Leistungen. Gegen Deutschland gewann man einmal mit 5:1, verlor aber auch eine Partie nach Verlängerung. Danach folgten zwei Tests mit dem aktuellen WM-Kader gegen Norwegen und Russland. Während man die zweitklassigen Nordländer noch mit 7:5 schlagen konnte, zogen die Frauen von Kammerer eine 1:3-Niederlage gegen die Russinnen ein.

Die Schweizer Frauennationalmannschaft hofft indes auf eine tolle Unterstützung in Winterthur und auch in Zürich. Dass die Partien im Fraueneishockey oftmals unter Ausschluss der Öffentlichkeit (Medien) stattfinden, könnte auch daran liegen, dass die Ausgeglichenheit fehlt. Denn ausser Kanada und den USA war noch keine andere Mannschaft im Final dabei. Die beiden nordamerikanischen Teams sind jeweils mit Abstand die besten beiden Nationen und lassen den Europäerinnen keine Chancen. Einzige Ausnahme in der Geschichte des Frauen-Eishockeys bleibt das „Wunder von Turin“ als Schweden im Halbfinale die USA nach Penaltyschiessen eliminierte, jedoch im Finale gegen Kanada wenig zu melden hatte.

Die Schweiz hofft, den Abstand zu den besten Nationen zu verkürzen und sich möglichst gut vor heimischem Publikum präsentieren. Und mit den Fans im Rücken ist bekanntlich viel möglich!

Infos und Spielplan zur Frauen-WM gibt es hier.