Konkurrenz für Adam Reideborn

Samstag, 27. Januar 2024, 11:18 - Roman Badertscher

Ein Kommentar zur gestrigen Torhüterrochade, die SC Bern-Headcoach Jussi Tapola vor dem Klassiker gegen den HC Davos bestimmt hat. Für Philip Wüthrich war es nicht nur ein Comeback, sondern einer der wichtigsten Siege für ihn selbst.

Der SC Bern verlor bis gestern die letzten vier Spiele (1:4 in Lausanne, 4:5 in Lugano, 1:5 zuhause gegen Fribourg, 2:3 zuhause gegen Lugano). In keinem dieser vier Spiele konnte der SCB punkten und rutschte deshalb auf den sechsten Rang ab. Es war das erste Mal überhaupt, dass die Mannschaft von Jussi Tapola in mehr als drei Spielen in Folge ohne Punkte dastand. Der schwedische Torhüter Adam Reideborn, der bisher mit 34 Einsätzen in 40 Spielen zum Einsatz kam, schwächelte in den beiden letzten Begegnungen gegen den HC Lugano.

Es resultierte nur noch eine Fangquote von 85.0% zuhause und 87.2% auswärts. Diese Ergebnisse sind logisch, denn als Philip Wüthrich Ende Oktober verletzt ausfiel, stand Reideborn in fast jedem Ernstkampf im Tor. Daniel Manzato kam nur am 1. Dezember in Davos zu einem einzigen Einsatz und musste damals sieben Mal hinter sich greifen. Andri Henauer war dreimal nur Ersatz und spielt die meiste Zeit beim Partnerteam EHC Basel in der Swiss League.

Letzte Saison war Philip Wüthrich in der Rolle des immer spielenden Torhüters. Er kam in der Qualifikation auf die meiste Eiszeit aller National League Goalies. Auch Andrew Ebbett sagte im Nachhinein, dass man Wüthrich mehr hätte pausieren lassen müssen. Nach dem schwächelnden Reideborn war es richtig, den seit zwei Wochen wieder genesenen Philip Wüthrich aufzustellen.

Der gebürtige Berner wurde in dieser Saison in den Social Media Spalten aber auch in den Medien oft für zu viele, gefährliche Abpraller kritisiert. Sein gestriger Einstand gegen den HC Davos - mitunter eines der wichtigsten Spiele im Kampf um die direkte Playoff-Qualifikation - gelang für ihn nach einer solch langen Verletzungspause mit nur einem Ernstkampf in Basel ausgezeichnet.

Während des ganzen Spiels strahlte der Berner Keeper Ruhe aus und wenn es mal hektisch wurde, war er zur Stelle. Bereits im ersten Drittel tauchte Matej Stranky alleine vor Wüthrich auf und scheiterte aus kürzester Distanz am Berner Goalie. Solche Aktionen liess Stransky sonst nie aus. Nach dem zwischenzeitlichen 3:1 durch Dominik Kahun erhöhten die Bündner den Druck vehement. Immer wieder hexte Wüthrich mirakulös für den SCB.

Einmal hielt er den Puck liegend vor der Torlinie und das zweite Mal hexte er mit der Stockhand gegen den Schuss von Andres Ambühl mirakulös. Es war ein Wahnsinns-Einstand nach einer so langen Pause. Ein wichtiger Sieg für den SCB, aber noch wichtiger war der Sieg für Wüthrich selbst. Obschon er noch das 3:2 hinnehmen musste, sorgten seine Vorderleute dafür, dass die drei Punkte mit dem Empty-Net-Treffer von Joona Luoto im Trockenen waren.

Schliesslich wurde Wüthrich mit einer Fangquote von 92.6% folgerichtig zum Matchwinner und von den Heimfans frenetisch gefeiert. Auch schon während der Partie bekam er für seine starken Aktionen die Rückendeckung der SCB-Fans zu spüren. Die Fans stehen geschlossen hinter ihm. Nun bekommt auch Adam Reideborn erstmals in dieser Saison ernsthafte Konkurrenz. Philip Wüthrich hat bewiesen, dass mit ihm in wichtigen Spielen zu rechnen ist.

Jussi Tapola täte gut daran, ihn heute auswärts gegen die Rapperswil-Jona Lakers nochmals von Beginn an aufzustellen und anschliessend jeweils abzuwechseln, so dass beiden Goalies genügend Erholungszeit gewährt wird.