Die Schweiz blamiert sich gegen Deutschland

Von Martin Merk

Die Schweiz blamiert sich vor 5800 Zuschauern in München gegen den Gastgeber. Nach einer schwachen Leistung bezog die Schweiz eine 1:5-Niederlage gegen Deutschland – die höchste seit 22 Jahren!

Das ewige Duell zwischen der Schweiz und der Deutschland sollte mitentscheiden über den Turniersieg beim Deutschland Cup im der Olympiahalle in München. Seit 2003 hatte die Schweiz am Deutschland Cup in vier Duellen nie mehr gegen den Gastgeber verloren und die letzten sechs Spiele gegen die Deutschen allesamt für sich entschieden, zuletzt beim knappen 2:1-Erfolg nach Verlängerung an der WM 2009 in Bern.

Für dieses von beiden Seiten her hochstilisierte Duell liessen sich die Trainer nicht auf Experimente ein und setzten bis auf die Torhüter auf dieselbe Aufstellung wie noch am Samstag. Zufrieden konnte jedoch nur der DEB-Trainer Uwe Krupp sein.

Nach 37 Sekunden kamen die Deutschen zur ersten Chance, doch Goran Bezina fiel beim Zweikampf ins Tor und zwang den Eismeister zum ersten Einsatz. Nach drei Spielminuten war dann die Herrlichkeit vor Martin Gerber aber definitiv zu Ende, als die vierte Linie Deutschlands zuschlug. Einen Schuss von Marcus Kink wehrte Gerber ab, doch der Puck blieb im Getümmel vor ihm hängen und Patrick Hager nutzte die Gelegenheit, um die Scheibe zum 1:0 einzuschieben.

Neun Minuten später wurde es beim ersten Powerplay der Deutschen erneut brenzlig vor Gerber und das 2:0 war ein Ebenbild des ersten Treffers. Sven Felski gab einen Weitschuss ab und die Deutschen Angreifer waren beim Abpraller energischer und besser positioniert als die Schweizer. Manuel Klinge vermochte den Puck zum zweiten Tor einzuschieben.

Zwei Minuten später hatten die Schweizer ihr erstes Powerplay und mit einem seitlichen Schuss verkürzte Martin Plüss in der 15. Minute zum 2:1. Nur zwei Minuten später stellte Michael Wolf aber den Zwei-Tore-Vorsprung wieder her.

Im Mitteldrittel kamen die Deutschen zu ihrem zweiten Powerplay und waren dabei erneut erfolgreich. Chris Schmidt fand hinter dem Tor laufend mit Jason Holland eine Anspielstation und letzterer schloss das „kanadische“ Zusammenspiel zum 4:1 ab.

Nun übernahmen die Schweizer langsam das Spieldiktat, doch die Offensivbemühungen gegen die Deutschen war Kampf und Krampf. Aussichtsreiche Situationen schauten dabei nur selten heraus. In der 48. Minute erhöhte Kai Hospelt gar auf 5:1. Selbst bei einem doppelten Überzahlspiel bekamen die Schweizer wenig zustande.

Die Schweizer beenden damit den Deutschland Cup mit einem blamablen Eindruck im letzten Spiel und einer Niederlage historischen Ausmasses. Es war die höchste Niederlage gegen den Erzrivalen seit einer 1:8-Niederlage am 28. April 1987 an der WM in Wien. Die Schweiz stieg damals sang- und klanglos ab.

Deutschland wahrt damit die Chancen auf den Turniersieg, braucht dabei aber Schützenhilfe der Slowakei. Den USA genügt ein Sieg gegen die Slowakei mit zwei oder drei Punkten zum Turniersieg.

Stimmen

Ralph Krueger, Trainer Schweiz: „Deutschland hat von Anfang bis Ende gut gespielt, sie sind reif mit der Führung umgegangen. Unsere Jungs haben nie aufgegeben in allen Spielen, das freut mich besonders. Leider kamen wir nicht zu den Toren, um das Spiel spannend zu machen. Deutschalnd war aggressiv und hat viel mehr Zweikämpfe gewonnen. Wir hatten Konzentrationsschwierigkeiten und zuwenig Verteidiger, da wäre eine Führung wichtig gewesen, um durchzuhalten. Es gibt viele, die nicht heir waren und im Dezember den Spielern Konkurrenz machen werden. Ein Aufsteiger ist sicher Rafael Diaz. In der Abwehr haben sich Bezina, Blindenbacher und Seger bestätigt. Blum und Gobbi haben gezeigt, dass sie Kandidaten für die Zukunft sind, wenn sie auch nicht zuvorderst auf der Liste für die Olympiade sind. Im Sturmbereich gibt es viele, die verletzt waren wie Sprunger, Jeannin, Ziegler, und die nun hoffentlich wieder ins Spiel kommen können. Wir sind auf dem richtigen Weg.“

Martin Gerber, Torhüter Schweiz: „Die Deutschen waren sehr gut eingestellt gegen uns und haben am Anfang die Zweikämpfe gewonnen. Sie haben uns nicht mehr viele Chancen gelassen, diszipliniert und defensiv stark gespielt. Wir kamen mit unseren Tormöglichkeiten nicht mehr heran. Bei den ersten drei Toren haben wir unseren Slot zuviel preisgegeben. Danach konnten sie auf Konter spielen. Bei den letzten zwei Toren hätte ich sicher auch besser spielen sollen.“

Uwe Krupp, Trainer Deutschland: „Normalerweise muss ich der Schweiz zum Sieg gratulieren, doch wir haben mit viel Leidenschaft und Einsatzbereitschaft gewonnen. Wir haben im ganzen Turnier gut gespielt, einmal mit Glück gewonnen, mit Pech verloren und diesmal sicher verdient gewonnen.“

Deutschland-Schweiz 5:1 (3:1, 1:0, 1:0)

Olympiahalle, München. – 5800 Zuschauer. – SR: Jablukov (D) / Stricker (CH), Faigle (D) / Schrader (D).

Tore: 3:03 Hager (Kink, Schmidt) 1:0. 12:36 Klinge (Sven Felski, Reiss/Ausschluss Seger) 2:0. 14:52 Plüss (Bärtschi, Rüthemann/Ausschluss Marcel Mueller) 2:1. 16:42 Wolf (Mulock, Bakos) 3:1. 25:09 Holland (Schmidt, Mulock/Ausschluss Diaz) 4:1. 47:22 Hospelt (Reimer, Tripp) 5:1.

Strafen: 5-mal 2 plus 10 Minuten (Kink) gegen Deutschland, 4-mal 2 Minuten gegen die Schweiz.

Deutschland: Pätzold (Ersatz: Zepp); Holland, Schmidt; Ficenec, Reiss; Bakos, Moritz Mueller; Holzer, Osterloh; Wolf, Mulock, Greilinger; Klinge, Sven Felski, Rankel; Tripp, Hospelt, Reimer; Marcel Mueller, Hager, Kink.

Schweiz: Martin Gerber (Ersatz: Rüeger); Bezina, Blindenbacher; Diaz, Seger; Gobbi, Blum; Déruns, Plüss, Rüthemann; Gardner, Monnet, Domenichelli; DiPietro, Camichel, Paterlini; Bärtschi, Lemm, Reichert; Peter.

Bemerkungen: Deutschland ohne Yannic Seidenberg. Schweiz ohne Beat Gerber (beide verletzt). – Beste Spieler: Michael Wolf / Martin Plüss.

Torschüsse: 31:26 (13:7, 10:9, 8:10)

Zwischenstand: 1. Deutschland 3/6, 2. USA 2/4, 3. Schweiz 3/4, 4. Slowakei 2/1.

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