Flyers gewinnen auch das 153. Zürcher Derby

Von Andreas Bernhard und Stefan Bosshard

Zürich – Die Kloten Flyers können dank dem 3:1 Sieg den zweiten Derbyerfolg innert neun Tagen feiern. Vor 8'449 Zuschauer gingen die Lions zwar in Führung, konnten auf die Treffer der Flyers aber nicht reagieren

Am letzten Samstag gegen Servette durfte Mark Bell trotz ausgesprochenen 3-Sielsperren mittun und avancierte mit seinen beiden Treffern prompt zum Matchwinner. Am heutigen Mittag trat die Sperre in Kraft und der Kanadier musste die Partie als Zuschauer mitverfolgen. Bell hatte beim letzten Derby vor anderthalb Wochen den ZSC-Verteidiger Pascal Müller hart attackiert und diesem eine schwere Hirnerschütterung zugefügt.

Beide Mannschaften starteten ohne grosses Abtasten in die Partie und erspielten sich gute Chancen. Für eine erstmalige Druckphase sorgte die Gastmannschaft in der 4. Minute, als Patrik Bärtschi eine Strafe absitzen musste. Marcel Jenni und Kimmo Rintanen scheiterten gleich mehrmals an Lukas Flüeler. Der junge Zürcher hütete auch im Derby das Gehäuse, was zur Folge hatte, dass Ari Sulander ein weiteres Mal überzählig war. Den gleichen Weg auf die Tribüne musste Peter Sejna auf sich nehmen. Coach Sean Simpson bevorzuge den unbekümmert aufspielenden und sehr überzeugenden Blaine Down. Zudem kam Domenico Pittis zu seinem Comeback nach längerer Verletzungspause im Dress der Lions. In der 7. Minute starteten die Stadtzürcher einen ihrer gefürchteten Konter, welcher auch gleich mit der erstmaligen Führung abgeschlossen wurde. Eben dieser Down zog von der rechten Seite stürmend ins gegnerische Drittel, spielte in die Mitte zu Thibaut Monnet, welcher die Scheibe unhaltbar an Michael Flückiger vorbei ins Netz schlenzte. Flückiger kam zu seinem zweiten Saisoneinsatz, da Stammgoalie Ronnie Rüeger heute und morgen Prüfungen für sein Studium schreiben muss. Nichts desto trotz sollte sich der Schlussmann zum Matchwinner avancieren. Massgeblichen Anteil an diesem Treffer hatte auch Bärtschi, welcher sich seinen 150. Assist in der National League A gutschreiben konnte. Nur Sekunden später vergab Jan Alston die sichere 2-Toreführung. Der ZSC ging fahrlässig mit ihren Chancen um. In Überzahl spielten sich Monnet und Alston mit einem Doppelpass durch die Abwehr. Der Klotener Schlussmann hielt seine Mannschaft aber mit mehreren guten Paraden im Spiel. Die Flyers, welche zu Beginn besser ins Spiel fanden, wirkten oftmals überfordert mit den schnellen Angriffen der Löwen. Zudem nahmen sie auch Glück in Anspruch, als Bärtschi in Unterzahl im gegnerischen Drittel die Scheibe ergaunern konnte und auf Jean-Guy Trudel spielte, welcher weit und breit keinen Gegenspieler hatte. Der Kanadier umspielte Flückiger, scheiterte dennoch am sicheren Torerfolg.

Kloten’s Reaktion lies nicht lange auf sich warten

Die erst Chance im Mitteldrittel erspielten sich die Lions. Patrick Geering lancierte Down, welcher die gesamte Abwehr samt Flückiger umspielte, beim Abschluss aber zu genau zielte. Das Manko des ZSC zeigte sich auch am heutigen Abend wieder. Zu viele Chancen wurden ausgelassen, dadurch brachte man die letzten Partien den Gegner wieder zurück ins Spiel. So auch heute. Mathias Seger musste wegen Stockhalten eine unnötige Strafe absitzen. Kaum öffnete sich die Türe der Strafbank für den Captain zum teilnehmen wieder, brannte sich die Sirene hinter dem Gehäuse der Lions. Die erste Linie der Flyers zeigte, dass sie in Sachen sehenswerter Kombination in nichts nachsteht. Sven Lindemann spielte auf Tommi Santala, dieser quer auf den weiten Pfosten zu Rintanen, welcher ins leere Tor einschiessen konnte. Was folgte war ein regelrechtes Feuerwerk an Schüssen auf Löwengoalie Flüeler. Gleich fünf gute Abschlüsse innert kürzester Zeit konnten die Flughafenstädter verzeichnen, jedoch ohne Erfolg. Der mit guter Übersicht glänzende Denis Hollenstein verzog in der 27. Minute mit seinem satten Schuss nur knapp das Tor. Die Lions hatten im Mitteldrittel sichtlich Mühe, mit dem Tempo der Klotener mithalten zu können. Die beiden Schlussmänner Flüeler und Flückiger behielten ihre Mannschaften mit guten Saves im Spiel.

Jenni sorgte für die Entscheidung

Für Julien Bonnet begannt das Schlussdrittel schmerzhaft. Mark Bastl checkte den Kloten-Verteidiger von hinten gegen die Bande. Bonnet blieb daraufhin liegen. Schiedsrichter Stephane Rochette gab für diese Aktion unverständlicherweise keine Strafe. In der 45. Minute hatte Viktor Stancescu die Führung auf dem Stock. Sein Schuss streifte jedoch nur die Latte. In der 52. Minute machte es Marcel Jenni besser und sorge für die erstmalige Führung für Kloten. Wie zu seinen besten Zeiten spielte er Geering Knoten in die Beine, fand so den Weg vor das Tor und lies Flüeler keine Abwehrchance. Das Spiel flachte im Schlussdrittel ab, Chancen entstanden meist nur noch durch Zufälle. Die Lions fanden kein Mittel, nur annährend den Ausgleich erzielen zu können. Zu undurchdachte wirkten die Angriffe. 58 Sekunden vor Schluss ersetzte Simpson nachdem Timeout seinen Goalie durch einen weiteren Feldspieler. Es verwunderte am heutigen Abend nicht, dass die Bemühungen der Lions nicht zum Ausgleich reichten. Stattdessen fing Stancescu einen Pass ab und konnte mit dem 3:1 ins leere Tor alles klar machen.

59:02 - Timeout ZSC Lions

59:02 - Lukas Flüeler macht Platz für einen sechsten Feldspieler

“Das Glück auf unserer Seite“

Roman Wick wollte nicht bestätigen, dass die ZSC Lions in dieser Saison der Lieblingsgegner der Flyers sei: „Es ist immer sehr schwierig, gegen die Lions zu spielen. Sie sind eine sehr gute Mannschaft. In dieser Saison scheint das Glück einfach eher auf unserer Seite zu liegen.“ Im ersten Drittel hatten die Klotener die meisten Anspiele verloren. Thematisiert wurde das in der Kabine nicht. Roman Wick: „Uns fehlen wichtige Bullyspieler. Da ist so eine Statistik zu erwarten. Wir haben in der ersten Pause darüber gesprochen, dass wir dem Gegner zuviel Eis lassen und aggressiver vorgehen müssen. Mit einer kämpferischen Leistung konnten wir das Spiel noch drehen.“

Schüsse: 34:29 (15:7; 7:15; 12:7)

Faceoff: 39:28 (18:6; 10:10; 11:12)

Icing: 4:11 (1:3; 2:2; 1:6)

Offside: 2:3 (0:2; 1:0; 1:1)

Best Player

ZSC Lions: Thibaut Monnet

Kloten Flyers: Michael Flückiger

Aufstellung

ZSC Lions: Flüeler (Ersatz: Hermann); Seger, Schnyder; Signoretti, Kienzle; Stoffel, Geering; Camperchioli; Gardner, Pittis, Trudel; Monnet, Down, Bärtschi; Bühler, Alston, Bastl; Krutov, Grauwiler, Kostovic

Bemerkungen: Müller, Reist, Schelling, Suchy (alle verletzt), Schommer (krank), Sulander, Sejna (überzählig)

Kloten Flyers: Flückiger (Ersatz: Sonder); von Gunten, Schulthess; Du Bois, Sidler; Bonnet, Forrest; Mettler, Müller; Rintanen, Santala, Lindemann; Wick, Kellenberger, Stancescu; Jacquemet, Jenni, Hollenstein; Gemperli, Bodenmann, Füglister

Bemerkungen: Hamr, Welti, Winkler, Zeiter, Liniger, Rothen (alle verletzt) Bell (gesperrt)