Siders setzt eine kräftige Duftmarke

Von Lars Gansäuer

Im ersten von sieben möglichen Spielen lieferte der HC Siders eine Machtdemonstration. Nicht mit Gewalt sondern mit Verstand, Cleverness und geschicktem Coaching kamen die Sonnenstädter zu einem sicheren 6:1- Heimsieg.

Beim Stichwort „Playoff“ denkt man an harte Checks, knisternde Spannung und einen gnadenlosen Abnützungskampf. Doch der gestrige Match in der Grabenhalle zeigte überdeutlich, wie wichtig die mentale Stärke ist. Für einmal muss man eine Partie nicht in Drittel unterteilen, sondern in Spielphasen.

Prolog: Mit Roman Botta als Sturmpartner der Kanadier und der „Zerstörer-Linie“ mit Schönenberger, Reber und Hass gegen den ersten Block der Gäste machte Mongrain den ersten richtigen Schachzug. Durch den Heimvorteil konnte der Siders-Coach auf die Wechsel von Sheehan glänzend reagieren und damit sein geplantes Spiel durchziehen.

Phase 1: Bis zur achten Minute stellten sich die 3200 Zuschauer und Spieler gleichermassen die Frage, was denn nun genau in den Playoff auf sie wartet. Und dieses Warten wurde auf dem Eis zum disziplinierten Abwarten. La Chaux-de-Fonds stand dabei sogar höher als der HC Siders, der sich wie ein Auswärtsteam beinahe versteckte, dann aber entschlossen und kompakt ans Werk schritten, als es etwas zu Arbeiten gab. Ein Schuss von Neininger (4.) wurde von zwei Siders-Chancen von Cormier und Krebs eingerahmt, aber ansonsten war es das auch schon.

Phase 2: Mit dem schönen Tor zum 1:0 durch die neue Paradereihe war Siders befreit. Fortan hatten sie den Vorwärtsgang im Getriebe gefunden und hätten durch Sigrist, Krebs und Cormier sogar in Unterzahl längst viel höher in Führung gehen müssen. Das 2:0 liess bis zur 17. Minute auf sich warten (Cormier) und als noch vor der Sirene das 3:0 fiel, war ein wichtiger Schritt getan. Siders spielte im wahrsten Sinne des Wortes Katz‘ und Maus mit den Neuenburgern und raubte ihnen jegliches Selbstvertrauen. Die Nerven der Romands lagen mehr und mehr blank, was sich sowohl durch eine dumme Disziplinarstrafe gegen Hasani (Unsportlichkeit), als auch durch einen Ausraster von Pochon lange nach der Drittelsirene äusserte.

Phase 3: La Chaux-de-Fonds hatte die Pause also dringend nötig – und sie konnten sich nochmal fangen. Begünstigt durch einigen Strafzeiten, die entstanden, weil die Puckjäger aus der Sonnenstadt beim Verteidigen das Laufen vergassen, konnten sie sich vor Zerzuben festsetzen, aber diesen nicht bezwingen. Kurzfristig schienen die Rot-Gelben in einem Loch, doch sie fingen sich, gestützt durch effizientes Coaching wieder auf.

Phase 4: Ab der 17. Minute nutzte Siders nämlich fast jeden konstruktiven Gegenangriff .… zum Spielerwechsel. In wirklich jeder entscheidenden Situation waren dadurch frische Kräfte auf dem Eis. Das zermürbte die HCC- Akteure. Bestes Beispiel dafür war das Tor zum 4:0 (34.), als vier Gäste im Slot standen, aber nicht einen einzigen Schritt mehr liefen. Weil aber nicht der Slot die Tore schiesst, sondern der Gegner, hatten die Walliser leichtes Spiel. Auch die Minuten danach benötigten die Besucher einen Kompass auf dem Eis. Orientierungslos, hoffnungslos und willenlos.

Phase 5: Durch ein sehenswertes Powerplay-Tor von Fournier kam La Chaux-de-Fonds nochmal auf 4:1 heran und schöpfte neuen Mut (38.), doch mit dem 5:1 in der 42. Minute war endgültig Schluss. Der emotionale Vorhang senkte sich endgültig. Die Sonnenstädter legten rasch das 6:1 nach und entschieden damit den Match.

Phase 6: Nach 50:57 Minuten bricht HCC- Goalie Damiano Ciaccio plötzlich auf dem Eis zusammen, nachdem auf der anderen Seite Zerzuben den Puck sicher im Handschuh hatte. In der Halle wird es mucksmäuschenstill und von allen Seiten stürzen Helfer aufs Eis. Nach einigen Minuten konnte Ciaccio dann gestützt, aber auf eigenen Beinen, das Eis verlassen und er wurde direkt mit der Ambulanz ins Spital transportiert. Von da an war die Partie nebensächlich. Keine Checks, keine Zweikämpfe aber durch den grösseren Raum noch Torschüsse auf beiden Seiten, doch am Spielstand von 6:1 änderte sich nichts mehr.

Stimmen zum Spiel:

Bob Mongrain: „Das war noch kein perfektes Spiel, aber wir haben schon viele Details konstant richtig gemacht. Das gibt vor allem Sicherheit. Aber wir wissen sehr genau, dass es erst ein Spiel war, quasi die erste Schlacht in einem Krieg. Mit der Schlusssirene richtet sich der Focus nun auf Match 2. Das wird ein ganz anderes Spiel werden.“

Derek Cormier: „Ach, das war gut (schnauft tief durch und grinst). Gut fürs Selbstvertrauen und auch gut für Lee. Wir müssen die Verantwortung übernehmen und heute ist uns das hervorragend gelungen. Nach dem 3:0 kam sogar etwas Spass auf. Verkrampfen tun wir trotz des Drucks, den wir uns selbst machen aber ganz sicher nicht.“

Telegramm:

Graben, 3187 Zuschauer

SR: Koch (Blatter, Abegglen)

Tore: 8. Jinman (Cormier, Botta) 1:0 ; 17. Cormier (Jinman, Botta) 2:0 ; 20. (19:55) Jinman (Cormier, Haas – bei Ausschlüssen von Bochatay und Membrez) ; 34. Sigrist (Métrailler, Krebs) 4:1 ; 38. Fournier (Vacheron, Huguenin – bei Ausschluss Schäublin) 4:1 ; 42. (41:04) Haas (Keller, Jinman – bei Ausschluss Huguenin) 5:1 ; 45. Sigrist (Krebs, Métrailler) 6:1

Strafen: Siders: 8 x 2 Minuten ; La Chaux-de-Fonds 5 x 2 Minuten plus 10 Minuten (Hasani)

Siders: Zerzuben ; Keller, Lardi; Jinman, Cormier, Botta ; Schäublin, Dällenbach; Sigrist, Krebs, Métrailler ; Lamprecht, Gartmann; Reber, Schönenberger, Haas ; Coppey ; Scherwey, Siritsa, Wüst ; Rotzer - Trainer: Bob Mongrain

HCC: Ciaccio (51. Todescini); Membrez, Vacheron; Neiniger, Mondou, Pochon ; Du Bois, Daucourt ; Fuchs, Pasqualino, Turler ; Emery, Morat ; Hasani, Fournier, Bochatay ; Huguenin ; Spolidoro, Baur, Masa ; Kast - Trainer: Gary Sheehan

Bemerkungen: Siders ohne Bielmann, Schena, Jenni und Sammali (verletzt), Mottet, Mäder, Streit und Claasen (überzählig) sowie Tondo, Gueyenet, Locher und Delessert (kein Aufgebot); La Chaux-de-Fonds ohne Hequet, Jacques und Girardin (überzähling), Christen, Conte und Frutig (verletzt) ; 50:57 Damiano Ciaccio bricht in einer Spielunterbrechung plötzlich auf dem Eis zusammen.

Best player: Krebs (HCSA) – Huguenin (HCC)