Start missraten – Eishockey zum Abgewöhnen

Von Urs Berger

Die Schweizer Nationalmannschaft verhindert einen veritablen Fehlstart an den Weltmeisterschaften in der Slowakei. Mit viel Müh und Not konnte man mit 1:0 nach Verlängerung gewinnen.

Die Schweizer Nationalmannschaft tat sich im ersten Spiel gegen Frankreich sehr schwer. Die Franzosen waren der erwartet harte Gegner und zeigte den Schweizern im ersten Spiel auf, was man besser machen sollte und in welchen Bereichen die Schweizer sich im Verlaufe des Turniers steigern müssen. Da wäre einmal das Powerplay. Zu statisch, zu wenig schnell und zu wenig direkt wurde gespielt. Da war das Defensivverhalten, wenn man mit einem Mann mehr spielte. Ein Schweizer Spieler liess die Scheibe immer wieder nach vorne rutschen. Oder da war das ungenügende Backchecking, wenn die Franzosen angriffen. Dazu gesellte sich, dass man dem Gegner auf dem Eis zu viel Platz liess und diesem die neutrale Zone fast kampflos überlies. Wo war die Nationalmannschaft geblieben, welch in den Testspielen so zu überzeugen wusste und mit ihrer Gradlinigkeit, ihrer Schnörekllosigkeit die Zuschauer zu begeistern wusste? Irgendwie schien es, dass diese auf dem Weg nach dem slowakischen Kosice liegengeblieben war. Nichts erinnerte einem daran.

Frankreich aufgebaut – Eigene Fehler gemacht

Mit Fortdauer des Spieles wurde Frankreich immer wieder aufgebaut. Man ermöglichte dem Gegner in Unterzahl zahlreicher Konterchancen. Zum Glück konnte der Gegner diese nicht ausnutzen. Denn ansonsten hätte der Spielstand schon bereits nach 30 Minuten 3:0 oder 4:0 für Frankreich heissen können. Dass dem nicht so war verdankte die Nationalmannschaft auch Tobias Stephan, der eine sehr starke Partie zeigte. Seine Verdienste in dieser Partie können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Der Schlussmann hielt die Schweiz lange im Spiel. Wie sein Gegenüber Christobal Huet, welcher sich ebenfalls in blendender Form zeigte. Und immer wieder Endstation der wenigen, aber gefährlichen Abschlüsse, war. So entschärfte er im ersten Durchgang der Reihe nach einen Abschluss von Ivo Rüthemann und eine gefährliche Chance von Kevin Lötscher. Und im mittleren Abschnitt vermochte er in einer Überzahlsituation einen Schuss der Schweizer knapp am Tor vorbei lenken.

Als der Strom ausfiel

Zum schwachen Auftritt der Schweizer gesellte sich auch, dass die Organisatoren offenbar den Anforderungen einer Weltmeisterschaft nicht gewachsen waren. Immer wieder schlichen sich Fehler ein. So verstand man den Stadionspeaker nicht, hörte die Pausensirene nicht und den Schweizer Fans wurde verboten, ihre Transparente an einem abgedeckten Platz zu präsentieren. Als Höhepunkt all dieser Unzulänglichkeiten kam noch ein längerer Spielunterbruch in der 43. Minute dazu. Dieser wurde wegen eines Stromunterbruchs verursacht. Dabei wurden Erinnerungen wach. Das gleiche geschah auch 1992 als beim Spiel der Schweizer in Bratislava, damals in der ehemaligen Tschechoslowakei, ebenfalls der Strom ausging. Im damaligen Startspiel konnten die Schweizer gegen Russland immerhin ein 2:2 erreichen und wurden danach Vierte. Ob es auch heute so sein würde?

Vauclairs Solo war entscheidend

Mit Fortdauer des Spieles wurde klar, dass nur ein Fehler das Spiel entscheiden würde. Die Frage war jedoch wann das sein würde. Oder ob sogar eine Lotterie im Penaltyschiessen zum Zuge käme. Die Schweizer Eisgenossen waren zwar bemüht, nach dem Stromausfall das Spiel an sich zu reissen, das befreiende Tor zu erzielen. Doch dies wollte nicht gelingen. Denn immer wieder stand Huet einem Torerfolg im Wege. Der französische Schlussmann rettete in der letzten Minute mehrmals mit mirakulösen Paraden das Unentschieden. So scheiterte zum Beispiel Simon Moser mehrmals aus guten Positionen. Aber die Scheibe wollte nicht für die Schweizer laufen. Auch in der Verlängerung schien alles auf ein Penaltyschiessen zu deuten. Doch 106 Sekunden nach Wiederbeginn war es Julien Vauclair, welcher sich ein Herz faste, durch die Verteidigung Frankreichs trippelte und Huet mit einem Schlenzer nach links aussteigen liess. Und zum erlösenden 1:0 aus Sicht der Schweizer traf.

“Das einzig Positive ist der Sieg“

Nach dem Spiel war denn auch die Kernaussage von Trainer Sean Simpson klar und deutlich. „Das einzig Positive an diesem Spiel war das Tor von Julien Vauclair. Wollen wir im Turnier weit kommen, dürfen wir uns solche Spiele nicht mehr leisten. Wir müssen wieder besser werden.“

Die Erkenntnis aus diesen 62 Minuten Eishockey zum Abgewöhnen ist, dass die Schweiz von einem Jäger zu einem Gejagten wurde. Und nun auch gegen die vermeintlich kleinen Gegner immer 100% gehen muss. Ansonsten kann man durchaus auf dem Boden der Realität landen und früh die Koffer packen.

Telegramm:

Schweiz - Frankreich 1:0 (0:0, 0:0, 0:0, 1:0) n.V

Steel Arena, Kosice. 2964 Zuschauer. - SR: Partanen/Ronn (Beide FIN); Seminov (EST)/Thero (FIN)

Tore: 61:46 Vauclair (Rüthemann) 1:0.

Strafen: 6-mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 5 -mal 2 Minuten gegen Frankreich.

Schweiz: Stephan (Gennoni); Diaz, Bezina; DuBois, Seger; Vauclair, Furrer; Sbisa; Plüss, Rüthemann, Gardner; Ambühl, Monnet, Lötscher; Trachsler, Bieber, Moser; Stancescu, Lemm, Sprunger.

Frankreich: Huet (Lhenry); Avitu, Besch; Bachet, Hecquefeuille; Moisand, Roussel; Janil; Meunier, Bellemare, Treille; Fleury, da Costa S., Desrosiers; Tardif, Gras, da Costa T.; Romand, Henderson, Arrossamena; Raux.

Schüsse: 29:34 (11:12, 8:12, 13:4, 3:1)

Bemerkungen: Schweiz ohne Gerber, Rubin, Manzato (alle nicht im Aufgebot) und Déruns (verletzt) - Stromunterbruch von 9 Minuten in der 43. Minute.

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