Grandiose Leistung der Frauen-Nati!

Von Manuel Ziegler

Diese Mannschaft macht Spass! Die Eisgenossinnen verlieren nach absoluter Topleistung knapp mit 3:1. Nach 12 Minuten dachten bereits viele, die Partie sei vorbei, doch die haben die Rechnung ohne die Schweizer Frauen gemacht.

Die Frauen-Nati startete sehr gut in die Partie und besass in der vierten Minute eine erste gute Torchance. Sara Benz scheiterte mit ihrem Schuss aber an Kanada-Torfrau Szabados. Kanada war mehrheitlich im Scheibenbesitz, das Team von René Kammerer stand in der Defensive aber sehr gut und liess kaum gefährliche Aktionen zu.

Nach acht Minuten war der Bann beim Schweizer Tor aber dennoch gebrochen. Mit schöner Einzelleistung konnte sich Natalie Spooner von ihrer Gegenspielerin lösen und mit einem platzierten Schuss, der vor dem Tor ganz leicht abgefälscht wurde, auch Florence Schelling zum 1:0 bezwingen. Als nur drei Minuten später Sara Banz auf der Strafbank platz nehmen musste, schlug es hinter Schelling bereits zum zweiten Mal ein. Spooner stellte sich direkt vor Schelling und konnte den Schuss von Catherine Ward unhaltbar ablenken. Wiederum nur 22 Sekunden später hiess es bereits 3:0 für Kanada. Daoust spielte die Scheibe in den Slot, wo Schelling für einen kurzen Augenblick die Orientierung verlor und Daoust die Scheibe dann gleich selbst ins leere Tor einschob.

Zu viel für Coach Kammerer, der sein Team mit einem Time-Out versuchte zu wecken. Zwar beinhaltete das Spiel der Schweizerinnen immer noch sehr viele Fehler, doch zumindest konnte ein weiterer Gegentreffer verhindert werden.

Die Schweizer Frauen-Nati konnte erstmals ein Drittel gegen Kanada gewinnen!

In der 25. Minute musste bereits eine zweite Kanadierin auf der Strafbank platz nehmen, was 32 Sekunden doppelte Überzahl für die Schweiz bedeutete. Das Powerplay lief gut und kurz nach dem die erste Kanadierin wieder auf dem Feld war, gelang Jessica Lutz das 1:3 aus Sicht der Frauen-Nati. Torhüterin Szabados gelang es nicht, die Scheibe hinter dem Tor zu blockieren, Sara Benz setzte erfolgreich nach und spielte die Scheibe in den Slot auf Lutz, die sich nicht zwei Mal bitten liess. Dieser Treffer war wie eine Initialzündung für die Schweizerinnen. Sie spielten nun frech mit und zwangen die übermächtigen Kanadierinnen immer wieder zu Fehlern in der eigenen Zone. Einen dieser Fehler hätte Müller beinahe zum 2:3 ausnützen konnte, doch Torhüterin Szabados konnte mit einer spektakulären Parade retten.

Kanada benötigte beinahe zehn Minuten, um den tritt in der Partie wieder zu finden, hatte aber kurz vor der Pause noch viel Pech, als die Scheibe zweimal nur an der Torumrandung landete.

In vier Minuten den Final verspielt

Wer das Gefühl hatte, die Kanadier werden die Partie im Schlussdrittel dann in die richtigen Bahnen lenken, sah sich aber ein weiteres Mal gewaltig getäuscht. Das Schussverhältnis war mit 10 zu 10 Schüssen ausgeglichen. Beide Teams hatten gute Chancen, doch Florence Schelling und auch ihre Kontrahentin Shannon Szabados zeigten eine starke Leistung und liessen sich nicht mehr bezwingen.

Lara Benz war zum Schluss glücklich und enttäuscht zugleich: „Wir haben in vier Minuten einen Final an den olympischen Spielen verspielt. Aber, wir haben die beste Leistung gegen Kanada überhaupt gezeigt.“, war das Fazit zum Spiel kurz und bündig. Für die klare Leistungssteigerung nach den ersten 20 Minuten machte sie vor allem die positive Einstellung verantwortlich: „Wir sind Amateure. Sie sind Profis. Wir haben da draussen nichts zu verlieren und müssen einfach unser bestes geben.“

Auch Assistents-Coach Daniel Meier war nach der starken Leistung stolz auf das Team: „Wir haben ein super Spiel gespielt. Nach dem 3:0 ist die Mannschaft aufgestanden und hat gegen eine Weltmacht 55 Minuten mithalten können. Wir haben ein Drittel gewonnen und eines Unentschieden gespielt.“ Auf Unverständnis stösst ihm hingegen die wenige Medienpräsenz des Frauenteams: „In den Medien steht, von nun an, an jedem Tag eine Medaille für die Schweiz. Die Frauenmannschaft wird aber nirgends erwähnt. Keiner glaubt, dass dieses Team eine Medaille holen kann. Diese Mannschaft stand heute im Halbfinale, steht am Donnerstag in einem Medaillenspiel. Darum bin ich froh, konnten wir heute zeigen, dass wir Hockey spielen können.“

So direkt die Worte von Daniel Meier sind, genau treffend sind sie auch. Diese Mannschaft macht Spass und hat heute auf eindrückliche Art und Weise gezeigt, dass sie näher an einer Medaille dran ist, als viele andere zu glauben vermochten.

Kanada – Schweiz 3:1 (3:0, 0:1, 1:0)

Schaiba-Arena, Sotschi. – 3378 Zuschauer. – SR: Blair (GBR), Hanrahan (SWE)/Novotna (CZW).

Tore: 07:29 Spooner (Wickenheiser) 1:0. 11:10 Spooner (Ward, Wickenheiser/Ausschluss S Benz) 2:0. 11:33 Daoust (Wakefield) 3:0. 25:14 Lutz ( S Benz, L Benz) 3:1.

Strafen: 6-mal 2 Minuten gegen Kanada, 5-mal 2 Minuten gegen die Schweiz.

Torschüsse: 48:22 (16:5, 22:7, 10:10).

Kanada: Szabados (Ersatz: Labonte); Rougeau, Fortino; Ward, Watchorn; Larocque; Johnston, Hefford, Poulin; Agosta, Wickenheiser, Spooner; Wakefield, Apps, Daoust; Ouellette, Jenner, Irwin;

Schweiz: Schelling (Ersatz: Anthamatten); J Marty, Frautschi; Stalder, L Benz; Forster, Bullo; S Marty, Müller, Stanz; Thalmann, S Benz, Lutz; Altmann, Eggimann, Raselli; Nabholz, Waidacher, Stiefel.

Bemerkung: 12. Time-Out Schweiz.

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