Die Sensation knapp verpasst

Von Pascal Zingg

Trotz einer heroischen Leistung verliert die Schweiz gegen Kanada mit 2:3 im Penaltyschiessen. Die Viertelfinalqualifikation ist somit theoretisch noch möglich. Eine ganze Nation fragt sich jedoch: Wieso spielte man nicht schon früher so?

Highlights

Das war eine andere Nationalmannschaft, die wir heute gegen die Kanadier auf dem Eis sahen. Zum ersten Mal an diesem Turnier, war der unbedingte Wille zu spüren um diese Punkte zu kämpfen. Dieser bedingungslose Einsatz wurde zu Beginn des Spiels reichlich honoriert. So konnte man bereits das erste Powerplay nutzen. Rod hatte geschossen und Riat noch abgelenkt. Auch im weiteren Verlauf des Drittels verstand es die Schweiz die Kanadier auf die Distanz zu halten. Auf der anderen Seite hatten sie das nötige Glück. So stand Dario Meyer in der 16. Minute goldrichtig um den an sich harmlosen Schuss von Forrer noch abzulenken. Die Schweizer hatten das Spiel somit genau dort, wo sie es haben wollten. Allerdings schafften sie es nicht den Vorsprung in die Pause zu bringen. Dylan Strome gelang es 23 Sekunden vor der Pause die Scheibe mit einem Kunstschuss aus äusserst spitzen Winkel am weiten Pfosten zu versenken. Der Torhüter der Schweizer konnte dabei selber kaum glauben, dass der reinging: „Das war ein super Schuss, der bringt er vielleicht einmal in hundert Versuchen. Ich würde ihn deshalb als unhaltbar bezeichnen.“

Kanada erhöht den Druck

Hatten die Kanadier im Spiel gegen die Dänen keine Mühe einen Rückstand zu drehen, so mussten sie heute früh merken, dass sie mehr leisten mussten, um dieses Spiel noch zu gewinnen. Angestachelt vom ersten Treffer machten die Ahornblätter deshalb ab dem zweiten Drittel mehr Druck. Die Schweizer hatten nun mehr Mühe das Spiel aus ihrem Drittel zu verbannen. Es schien daher eine Frage der Zeit, bis die Kanadier ausgleichen würden. Jake Virtanen kam diesem Ausgleich in der 31. Minute schon sehr nahe, traf jedoch nur den Pfosten. Besser machte es Joe Hicketts, der Verteidiger traf kurz später in einer weiteren Druckphase aus dem Hinterhalt. Wie gut die Schweizer jedoch immer noch kämpften zeigte sich in der 37. Minute, als man mit zwei Mann weniger ein weiteres Tor verhinderte.

Im gleichen Stile wie im zweiten Drittel ging es auch im letzten Drittel weiter. Kanada drängte nun mit aller Macht auf den Führungstreffer, doch die Schweizer verhinderten den entscheidenden Treffer erneut mit sehr viel Herz. Auf Grund der Druckphase der Kanadier schien jedoch klar, dass der Treffer nur durch einen Konter fallen konnte. Einen solchen fuhren Thürkauf und Schmidli in der 50. Minute. Weder der Schuss von Thürkauf, noch der Rebound von Schmidli fand jedoch den Weg ins Tor. Die Szene hatte jedoch Signalwirkung. Auf einmal konnten sich die Schweizer wieder besser aus der Umklammerung lösen, weshalb beide Teams in den letzten zehn Minuten der regulären Spielzeit hatten deshalb beide Teams einige gute Torszenen. Zur Überraschung vieler war die Schweiz auch in der Overtime das bessere Team. Da die Kanadier jedoch defensiv keine Risiken eingingen, sollte es ihnen nicht gelingen sich einen Lucky Punch zu erarbeiten. Im Penaltyschiessen schliesslich setzte sich die grössere Klasse Kanadas durch. So trafen Point und Barzal dank sehenswerten Moves und Mackenzie Blackwood zeigte einen Big Save gegen Pius Suter.

Die Hoffnung lebt

Obwohl man mit nur einem Punkt aus diesem Spiel nur schlecht für seinen Aufwand belohnt wurde, waren die Schweizer zum Schluss des Spiels zufrieden. „Jeder in Kanada schaut die U20-WM, auch meine Gastfamilie in Edmonton sass heute vor dem TV und hat sich dieses Spiel angeschaut. Es wäre daher ein Traum gewesen diese Kanadier zu schlagen. Dass uns dies nicht gelungen ist, lag wohl in erster Linie an der Effizienz. Auch ich hatte neben meinem Tor noch weitere Chancen, die ich nicht genutzt habe“, analysierte Dario Meyer die Situation.

Immerhin konnte die Schweiz mit dem Punktgewinn Geschichte schreiben, war es doch der erste Punkt gegen die Ahornblätter an einer U20-Weltmeisterschaft. Trotzdem fragt man sich, wieso haben die Schweizer nicht von Anfang an so gespielt. „Es ist schwierig zu sagen, woran es in den ersten beiden Spielen lag. Vielleicht hat uns geholfen, dass wir heute mit dem Rücken zur Wand standen. Am Ende des Tages ist jedoch vor allem wichtig, dass wir Charakter gezeigt haben und nach der Niederlage gegen Dänemark wieder aufgestanden sind“, versuchte Pius Suter zu analysieren. John Fust war sich derweil sicher, dass vieles mit den drei Matchstrafen aus dem Schwedenspiel zusammenhing: „Gegen Schweden haben wir drei Spieler durch Strafen verloren. Da ist es klar, dass die Spieler im Spiel gegen die Dänen etwas gehemmt waren. Heute haben wir endlich die richtige Balance gefunden. Wir haben hart gespielt, jedoch keine grossen Strafen kassiert.“

Noch nicht ganz gestorben ist danke dieses Punktgewinns die Hoffnung aufs Viertelfinale. Dazu brauchen die Schweizer allerdings drei Punkte gegen die USA. Auch wenn es für dieses Unterfangen vielleicht eine noch bessere Leistung als heute braucht, war bei den Spielern eine gewisse Aufbruchsstimmung zu spüren: „Wir haben heute sehr viel Selbstvertrauen getankt und wissen nun, dass wir die USA schlagen können“, meinte beispielsweise Joren van Pottelberghe. „Wir müssen genau gleich kämpfen, wie wir dies heute getan haben“, gab derweil Pius Suter als Erfolgsrezept bekannt. Für den Zürcher könnte es Morgen ein ganz spezieller Abend werden, spielt er doch bei den Lions mit Auston Matthews zusammen. Mit einem Lächeln auf den Stockzähnen meinte er dann auch: „Das wäre schon eine coole Sache, wenn ich Auston nach dieser WM mit einer Niederlage aufziehen könnte.“

Telegramm:

Schweiz – Kanada n.P. 2:3 (2:1, 0:1, 0:0, 0:0, 0:1)

Helsingin Jäähalli, Helsinki: 3522 Zuschauer. Schiedsrichter: Fonselius (FIN), Nord (SWE); Pihlblad (SWE), Sormunen (FIN). – Tore: 2:12 Riat (Rod, Malgin; Ausschluss: Perlini) 0:1; 15:37 Meyer (Forrer, Privet) 2:0; 19:37 Strome (Chabot, Crouse) 2:1; 32:17 Hicketts (Crouse) 2:2. – Penalties: Strome scheiter; Suter scheitert; Point 0:1; Meier scheitert; Barzal 0:2. – Strafen: 4 x 2 Minuten gegen die Schweiz; 2 x 2 Minuten gegen Kanada.

Schweiz: van Pottelberghe (Waeber); Siegenthaler, Karrer; Glauser, Kindschi; Harlacher, Heldner; Forrer; Schmidli, Kessler, Suter; Hischier, Rod, Meier; Malgin, Impose, Riat; Privet, Thürkauf, Meyer.

Kanada: Blackwood (McDonald); Hicketts, Chabot; Fleury, Hickey; Sanheim, Dermott; McKeown; Marner, Konecny, Point; Strome, Perlini, Virtanen; Bezal, Chartier, Beauvillier; Gauthier, Quenneville, Stephens; Crouse.

Bemerkungen: Schweiz ohne Egli (gesperrt); 31. Pfosten Virtanen.

Aktuelle Spiele

Dienstag, 29. Dezember 2015

Schweiz - Kanada

Weissrussland - Russland

Kalender

<< Dezember 2015 >>
MoDiMiDoFrSaSo
 123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
28293031