In einer umkämpften Partie revanchiert sich Bern an Kloten

Von Rolf Schwarz

Ein Spiel, welches auch gut auf die andere Seite hätte kippen können, kann der SC Bern in der Overtime gegen die Kloten Flyers für sich entscheiden. Kloten gerät zweimal in Rückstand und kann zweimal wieder ausgleichen – jeweils mit sechs gegen fünf Feldspieler.

Nach der gestrigen Heimniederlage des SC Bern sind die Mutzen heute auswärts natürlich auf Wiedergutmachung aus. Die Berner sind zwar nach wie vor über dem Strich klassiert, aber das Feld in der unteren Tabellenhälfte ist nach dem gestrigen Spieltag weiter zusammengerückt und mit einem Heimsieg heute können sich die Flyers zurückkämpfen in Richtung über den Strich.

Die Flyers müssen heute auf Santala verzichten. Nach dessen gestrigem Stockendstich gegen den künftigen Teamkollegen Timo Helbling ist Santala mit zwei Spielsperren sowie einer Busse über CHF 700.- bestraft worden, eine überaus harte Strafe, wie man sich im Umfeld der Flyers einig ist. Profitieren kann dadurch der gestern in Bern noch überzählige Lemm, welcher heute als 13. Stürmer auf dem Matchblatt figuriert. Bern hingegen beklagt immer noch eine lange Verletztenliste. Als überzähliger Ausländer ist Bergenheim heute nicht mit dabei, dafür ist Kousa zurück im Line-up. Tim Dubois, Berns junger Verteidiger, hat seine Sache gestern zwar gut gemacht, allerdings nur wenig Eiszeit erhalten und daher ist er heute wieder mit den Elite Junioren unterwegs, um weiter Spielpraxis zu erwerben. Steve Kellenberger wird vor Spielbeginn für sein 500. NLA-Spiel gewürdigt.

Mit viel Tempo starten die Flyers ins Spiel und machen von Beginn weg mächtig Druck. Nach nur 25 Sekunden im Startdrittel wird Hasani nach seinem Vorstoss über rechts regelwidrig gestoppt und der Schiedsrichter entscheidet auf Penalty. Hasani kann diesen nicht verwerten, obschon er Stepanek eigentlich bereits bezwungen hat, resp. den Puck nur noch über dessen Beinschoner hätte heben müssen. Nach nur knapp drei gespielten Minuten heimst sich Hischier mit einem hohen Stock, welcher den Kopf eines Gegenspielers trifft, eine fünfminütige plus Spieldauerdisziplinarstrafe ein. Die anschliessende Überzahlsituation können die Klotener aber nicht ausnützen – einerseits aufgrund einer miserablen Chancenauswertung, andererseits, weil sie während zwei Minuten ebenfalls nur zu viert spielen können. Es kommt auch in der Folge laufend wieder zu Strafen auf beiden Seiten, aber weder Bern, noch Kloten vermag daraus Profit zu schlagen. Zwar überwinden die Klotener die neutrale Zone jeweils schnell, es fehlt aber an einem kultivierten Spielaufbau. Aber auch auf Berner Seite basiert vieles auf dem Prinzip Zufall. Wie aus heiterem Himmel kann dann aber Kousa mit einem satten Distanzschuss Torhüter Gerber, welcher eine gute Partie spielt, hier aber nicht ganz so gut aussieht, erwischen und zum 0:1 Pausenstand für die Berner einschiessen.

Etwas verunsicherte Flyers starten eher behäbig in den zweiten Abschnitt und die Berner kommen zu den besseren Chancen nach Wiederaufnahme der Partie. In der 24. Minute trifft Bodenmann nur die Latte, der Puck springt derart unklar zurück aufs Eis, dass die Unparteiischen sich das nochmals im Replay anschauen wollen, daraufhin aber auf "Kein Tor" entscheiden. Die Gäste kommen immer besser ins Spiel und hinterlassen insbesondere im Spielaufbau den Eindruck, etwas organisierter zu agieren als die Heimmannschaft. Es ist aber dem aufopfernden Einsatz der Klotener zu verdanken, dass sie zur Spielhälfte mit nur einem Tor hinten liegen. In der Folge drehen die Klotener noch einmal auf und tauchen wieder vermehrt auf vor Stepanek. Bei einer angezeigten Strafe gegen Bern können die Flyers in der 35. Minute den Torwart durch einen sechsten Feldspieler ersetzen und so in Überzahl den verdienten Ausgleich in dieser umkämpften Partie erzielen. Eine Schlüsselszene ist der Moment knapp 5 Minuten vor Ende des Mittelabschnittes, als sich nebst Hasani noch Kellenberger zu diesem auf die Strafbank gesellt. Über eine Minute lang sind die Mutzen nun zu fünft gegen drei Klotener, können diese Überzahlsituation aber nicht ausnützen.

Das Schlussdrittel beginnt wieder eher verhalten. Nichts mehr ist zu sehen von Tempo, Kampf und packenden Szenen. Das Spiel plätschert so vor sich hin bis Rüfenacht und Alain Berger plötzlich alleine vor Tinu Gerber aufkreuzen und ihre Berner erneut in Führung schiessen können. In der Folge gelingt den Flyers nicht mehr viel und Bern verwaltet seinen Mini-Vorsprung geschickt. Ohne Torhüter und mit einem sechsten Feldspieler kann aber Kloten ein weiteres Mal ausgleichen und sich in die Verlängerung retten. In Unterzahl müssen die Flieger die Verlängerung beginnen – Sheppard sitzt wegen eines hohen Stocks und so erliegen die Flieger schliesslich zu dritt dem Ansturm der vier Berner und müssen sich heute geschlagen geben.

Das Spiel gleicht demjenigen von gestern insofern, als Kloten auch wieder in Rückstand gerät, sich aber mit Entschlossenheit und Wille ins Spiel zurückzukämpfen vermag. Die Flieger können heute Nachmittag aber nur zu sechst Tore schiessen und wie sie gestern zwei Punkte gewonnen haben, geben sie heute zwei Punkte ab.

Telegramm

Kloten Flyers – SC Bern 2:3 n.V. (0:1, 1:0, 1:1; 0:1)

Swiss Arena, Kloten - Zuschauer: 5'185 - Schiedsrichter: Massy, Prugger; Mauron, Progin; - Tore: 17:55 Kousa (Moser, Conacher) 0:1; 34:11 Hollenstein (Leone) 1:1; 47:35 Rüfenacht (Berger A., Berger P.) 1:2; 59:14 Hollenstein (von Gunten) 2:2; 61:38 Moser (Conacher; Ausschluss Sheppard) 2:3.

Schussverhältnis: 25:21 (11:9, 8:8, 6:4)

Strafen: 6 x 2 Minuten gegen Kloten, 4 x 2 Minuten sowie 1 x 5 Minuten plus 20' Spieldauerdisziplinarstrafe (Hischier) gegen Bern.

PostFinance Topscorer: Kolarik für Kloten, Conacher für Bern.

Kloten: Gerber (Boltshauser); Frick, von Gunten; Back, Gustafsson; Collenberg, Stoop; Schelling; Hasani, Olimb, Hollenstein; Kolarik, Sheppard, Bieber; Leone, Obrist, Praplan; Guggisberg, Liniger, Kellenberger; Lemm.

Bern: Stepanek (Schwendener); Randegger F., Blum; Kousa, Gerber; Helbling, Krueger; Randegger G.-A.; Bodenmann, Plüss, Moser; Conacher, Roy, Scherwey; Hischier, Rüfenacht, Berger P.; Berger A., Reichert, Müller.

Bemerkungen: Kloten ohne Santala (gesperrt), Casutt (überzählig) und Harlacher (U20 Nati); Bern ohne Kreis, Kobasew, Ebbett, Bührer, Untersander, Jobin, Smith und Ness (alle verletzt) sowie Bergenheim (überzähliger Ausländer) und Dubois (Elite Junioren); 00:25 Penalty für Kloten (Hasani scheitert); 24' Lattenschuss Bodenmann; 52:52 Time Out Bern; 58:49 Time Out Kloten; Kloten von 58:49 bis 59:14 ohne Goalie; Best Player Kloten: Hollenstein; Best Player Bern: Stepanek.