Bittere und knappe Klotener Heimniederlage gegen Bern

Von Rolf Schwarz

Wer die Tore nicht schiesst, der bekommt sie… Kloten ist über 40 Minuten die bessere und spielbestimmende Mannschaft, kann aber die knappe Führung nicht ausbauen, muss im letzten Drittel noch zwei Berner Tore entgegennehmen und verliert mit 1:2 Toren.

Vom Tabellenvorletzten, der vier Spiele in Folge verloren hatte, mussten sich die Klotener gestern Abend in der Valascia Ambrì geschlagen geben. Und auch wenn heute die Vorzeichen genau umgekehrt stehen und man gegen den souveränen Tabellenleader SC Bern antritt, so heisst Klotens Ziel – so schwierig das auch sein mag – Punkte müssen her - am besten deren drei… Immerhin stehen die Klotener Fans einmal mehr geschlossen hinter ihrer Mannschaft: Mit einer eindrücklichen Choreo, welche nicht nur den Stehplatzsektor, sondern auch sämtliche Sitzplatzreihen einschliesst (siehe Bilder auf Twitter @hockeyfans_ch, resp. www.facebook.com/hockeyfans), ist die Mannschaft zu Spielbeginn begrüsst worden.

Aber als ob diese Aufgabe nicht schon knackig genug wäre, ist Klotens Abwehr über Nacht nicht stärker geworden: Zwar ist Goalie Boltshauser wieder gesund, dafür kann mit Back ein weiterer Verteidiger nicht mitspielen wegen einer Zerrung. Bern ist da im Vergleich geradezu in einer äusserst komfortablen Situation, müssen sie doch nur auf Söldner Noreau verzichten, haben aber gleichwohl vier Ausländer im Line-up. Davon kann man derzeit in Kloten weiterhin nur träumen…

Gleich bei der ersten Überzahlsituation, während Berns Blum die Strafbank drückt, fällt Kloten auf mit einem sehr guten Powerplay, weil mit viel Scheibenbesitz und etlichen Abschlüssen. Das erste Drittel verläuft ziemlich ausgeglichen, aber doch mit leichten Vorteilen für Kloten. Die grösste Chance der Mutzen gibt’s nach einem Distanzschuss, bei welchem die Scheibe erst hinter Boltshauser aber noch vor der Torlinie zum Stillstand kommt und von einem Klotener Verteidiger im letzten Moment vor dem heranbrausenden Berner Stürmer wegspediert werden kann. Kloten krönt die gute Leistung der Startminuten mit einem Torerfolg: Bei einem Breakaway von Egli und Grassi zieht Egli alleine ab und bezwingt Genoni zum Führungstreffer für die Gastgeber.

Auch im Mitteldrittel tritt Kloten kampfstark und mit viel Herz auf. Sie sind dem 2:0 näher als Bern dem Ausgleich. Insgesamt hat Genoni auch im zweiten Drittel klar mehr Arbeit, als sein Pendant Boltshauser gegenüber im Klotener Tor. Und auch die Torschusstatistik widerspiegelt die Klotener Überlegenheit und verdiente Führung bis zu diesem Zeitpunkt klar und deutlich.

Mit einem Knaller gleich zu Beginn des Schlussdrittels hätte das Heimteam die Möglichkeit gehabt, die wohl vorentscheidende Zwei Tore-Führung zu erzielen: Marchon hämmert in der 41. Minute den Schuss an die Latte. Erst das Video-Review hat allerdings den vermeintlichen Treffer als Lattenschuss zurückgestuft. Bern kommt jetzt aber immer besser ins Spiel und kann das Spieldiktat allmählich an sich reissen. Zweimal trifft Bern in der Folge und beide Male insistiert Kloten und fordert die Konsultierung der TV-Bilder. Allerdings wirkt diese Forderung eher etwas hilflos und verzweifelt und prompt gehen diese beiden Video-Reviews, welche auf Fordern der Klotener gemacht werden, aber eigentlich von Beginn weg aussichtslos waren, weil klare Berner Tore, zu Gunsten von Bern aus und deren Treffer zählen. Zuerst trifft Haas in Überzahl, weil Boltshauser eine Strafe nehmen muss wegen Verschieben des Tores und kurz darauf doppelt Andersson bei numerischem Gleichstand nach zum erstmaligen Berner Führungstreffer. Bern dominiert jetzt die Partie und das bleibt so bis 5 Minuten vor Schluss, als Kloten nochmals aufbäumt und wieder zu Chancen kommt, aber bis Spielschluss nicht mehr zu reagieren vermag.

Ein Kloten, welches konstant so spielen würde, wie heute Nachmittag, wäre wohl nicht am Tabellenende. Schnörkellos, einfach und mit konsequentem, frühen Backchecking hat man den Bernern so einige Mühe bereitet, deren Spiel aufzuziehen. Letztlich gehen aber solche engen Spiele halt tendenziell zugunsten der grossen Teams aus und die Kleinen verlieren diese in der Regel.

Telegramm

EHC Kloten – SC Bern 1:2 (1:0, 0:0, 0:2)

SWISS Arena, Kloten - Zuschauer: 5'365 - Schiedsrichter: Erard/Vinnerborg; Bürgi/Progin; - Tore: 14:52 Egli 1:0; 43:16 Haas (persönliche Strafe Boltshauser) 1:1; 48:06 Andersson (Haas) 1:2.

Schussverhältnis: 29:30 (12:6, 11:5, 6:19)

Strafen: 3 x 2 Minuten gegen Kloten, 4 x 2 Minuten gegen Bern.

PostFinance Topscorer: Hollenstein für Kloten, Ebbett für Bern.

Kloten: Boltshauser (Saikkonen); von Gunten, Harlacher; Ramholt, Egli; Weber, Bircher; Praplan, Santala, Hollenstein; Marchon, Trachsler, Leone; Bozon, Schlagenhauf, Sallinen; Grassi, Kellenberger, Bieber.

Bern: Genoni (Caminada); Untersander, Blum; Andersson, Gerber; Kamerzin, Krueger; Burren; Rüfenacht, Arcobello, Moser; Bodenmann, Ebbett, Pyörälä; Raymond, Haas, Scherwey; Berger, Hischier, Kämpf.

Bemerkungen: Kloten ohne Bäckman, Stoop, Lemm und Back (alle verletzt); Bern ohne Noreau; 8’ Lattenschuss Moser; 41’ Lattenschuss Marchon; 58:47 Time Out Kloten; Kloten ab 59:30 ohne Torhüter; Best Player Kloten: Praplan; Best Player Bern: Genoni.