Slowakei siegt in Verlängerung, harte Aufgabe für die Schweiz

Von Martin Merk

Die Schweiz hatte gegen die Slowakei den ersten Sieg und eine gute Ausgangslage für die Finalrunde auf dem Stock, verlor aber 1:2 nach Verlängerung und trifft morgen im Viertelfinale gegen den unbesiegten Titelverteidiger Kanada. Im Falle einer erneuten Niederlage droht am Samstag das Abstiegsspiel.

Die Verteidigerin Sonja Inkamp erzielte das einzige Tor der Schweizerinnen aus der Distanz, während das 15-jährige slowakische Talent Nela Lopusanova ihre Gefährlichkeit für das Spiel gegen die Schweiz aufzubewahren schien. Sie schoss das Führungstor und bereitete das Siegestor in der Verlängerung vor.

Die Schweizerinnen spielten grösstenteils mit fünf Verteidigerinnen und neun Stürmerinnen durch, wobei vor allem die ersten beiden Linien für Torgefahr sorgten, jedoch aus fast allen möglichen Lagen an der slowakischen Torhüterin Livia Debnarova scheiterten, die 30 von 31 Schüssen abwehrte.

«Die letzte Kaltblütigkeit fehlte. Wir müssen nun geduldig sein, irgendwann wird der Puck dann schon reingehen. Es wäre mir lieber gewesen heute», sagte die Kapitänin Naemi Herzig, die sechs ihrer Schüsse abgewehrt sah.

Nach jeweils zwei Niederlagen gegen Schweden und die USA war das Spiel für die Schweiz wie auch für die Slowakei gleichermassen wichtig. Für die Siegerinnen winkte der dritte Gruppenrang. Damit auch der auf dem Papier einfachere Viertelfinalgegner (Finnland) und das wahrscheinliche Entrinnen eines Abstiegsspiels im Falle eines Viertelfinal-Aus, während die Verliererinnen es mit dem unbesiegten Titelverteidiger Kanada zu tun bekommen und im Falle eines Ausscheidens ins Abstiegsspiel müssen.

Die Schweizerinnen hatten einen schweren Start. Nach einer kurzen Druckphase versuchte es Elisa Dalessi mit einem Angriff, verlor jedoch an der Bande die Scheibe an Alica Jurikova. Diese fand im Konter mit einem Pass vors Tor Nela Lopusanova, die Talina Benderer stilsicher bezwang.

Die Schweizerinnen kamen dem Ausgleich selten nahe im Startdrittel. Am ehesten bot sich die Chance spät im Drittel während eines Powerplays, bei welchem Herzig zu drei guten Abschlussmöglichkeiten kam, wenig später zog Xenia Balzarolo mit freier Bahn aufs Tor, jedoch ebenfalls ohne Abschlussglück. Eine halbe Minute vor Schluss hatte Dalessi eine Grosschance als sie aus nächster Nähe einen Abpraller zu verwerten versuchte, doch die Schweizer Schüsse brachten die slowakische Torhüterin Debnarova nicht aus der Ruhe.

Bei Spielmitte erklang dann schliesslich doch noch «Samba de Janeiro», der Torsong der Schweizerinnen. Sie nutzten ihr zweites Überzahlspiel für den Ausgleichtreffer. Die Verteidigerin Inkamp kam hinter dem rechten Bullykreis frei zum Schuss und setzte die Scheibe unter die Latte – Debnarova konnte nur noch zuschauen. Zu mehr reichte es im Mitteldrittel nicht für ein Schweizer Team, das zwar nicht mehr, aber die besseren Chancen hatte.

Im Schlussdrittel mussten die Schweizerinnen bange Momente überstehen. Als Herzig für einen Schubser in die Bande auf die Strafbank landete, kamen die Slowakinnen zweimal dem Führungstor nahe. Die Schweizerinnen kamen vor allem zum Ende des Drittels zu einigen Abschlussmöglichkeiten und Ivana Wey versuchte es gar in Lopusanova-Stil mit einem Airhook, doch Debnarova machte die Lücke zu. Es blieb beim 1:1 nach 60 Minuten und damit ging es in die 3 gegen 3 geführte, fünfminütige Verlängerung. Dort setzte sich nach einer Minute Lopusanova an der rechten Bande gegen zwei Schweizerinnen durch und schickte die Scheibe vors Tor, wo Hana Krakorova das Siegestor für die Slowakinnen erzielte.

«Ich bin glücklich, dass ich da war und dass wir gewonnen haben, auch wenn es nicht unser bestes Spiel war. Wir können viel mehr», sagte Lopusanova nach dem Spiel.

Damit geht es für die Schweiz morgen um 17 Uhr im Viertelfinale gegen Kanada weiter. Im Falle einer Niederlage gegen die haushohen Favoritinnen muss die Schweiz am Samstag (11 Uhr) das Abstiegsspiel bestreiten, voraussichtlich gegen das ebenfalls sieglose Deutschland.

Ein Sieg gegen Kanada erwartet in der Hockeywelt kaum jemand von den Schweizerinnen. Die letzten Begegnungen in der Kategorie Frauen U18 liegen schon etwas länger zurück zwischen 2009 und 2011, sprachen aber eine deutliche Sprache: 1:16, 1:9, 1:13. Die Schweizerinnen bleiben aber optimistisch und werden es Spiel für Spiel nehmen.

«Das Viertelfinale kann alles ändern, wenn wir das Glück auf unserer Seite haben», sagte Herzig. «Kanada ist eine grosse Nation, sie haben eine grosse Auswahl an Spielerinnen, ein sehr starker Gegner. Wir müssen sensationell spielen um gewinnen können.»

Sensation und Samba. Das wäre etwas für die Schweizerinnen. Ob der Traum wahr wird, werden wir bereits morgen sehen.


Schweiz – Slowakei 1:2 (0:1, 1:0, 0:0, 0:1) n.V.

Bossard Arena, Zug. – 1011 Zuschauer. – SR: Kainberger (Ö) / Mantha (CAN), Dinant (BEL) / Monard (SUI).

Tore: 5:15 Lopusanova (Jurikova) 0:1. 30:05 Inkamp (Leibundgut, Balzer / Ausschluss Tomastikova) 1:1. 61:01 Krakorova (Lopusanova) 1:2.

Strafen: 4-mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 3-mal 2 Minuten gegen die Slowakei.

Schüsse aufs Tor: 31:27 (13:7, 7:10, 10:8, 1:2)

Schweiz: Benderer (Ersatz: Berger); Rossel, Langenegger; Leibundgut, Inkamp; Bottoni, Meriguet; Wrann; Herzig, Wey, Dalessi; Müller, Balzer, Manetsch; Kunz, Näf, Balzarolo; Strnad, Ochsner, Romerio; Vuillemin.

Slowakei: Debnarova (Ersatz: Sumegova); Haluskova, Mateickova; Tischlerova, Krakorova; Maslakova, Tomastikova; Kostakova, Nogova; Paulinyova, Benakova, Blichova; Jurikova, Tothova, Lopusanova; Lacna, Komlos, Lackova; Taricsova, Karkoskova.

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