Schweizerinnen gegen Kanada ohne Stich

Von Martin Merk

Die Schweiz unterlag bei der U18-Frauen-WM Kanada erwartungsgemäss. Der 6:0-Sieg war für Kanada der «knappste» Sieg bisher am Turnier und auch im Direktduell mit der Schweiz. Die Schweizerinnen bestreiten am Samstag um 11 Uhr das Abstiegsspiel voraussichtlich gegen Deutschland.

Die Kanadier dominierten das Spiel wie jene zuvor am Turnier und waren mit 58:3 Schüssen aufs Tor klar überlegen. Sienna D’Alessandro konnte sich als einzige Doppeltorschützin feiern lassen, während im Schweizer Tor Talina Benderer mit 48 Paraden ein noch höheres Resultat verhinderte.

«Es ist schade, es war ein hartes Spiel, wir gaben unser Bestes und kämpften immer weiter, am Schluss reichte es aber nicht», sagte die Stürmerin Ivana Wey. «Nun schauen wir weiter und wollen gegen Deutschland gewinnen und zwar klar und bis zum Schluss kämpfen.»

Die Schweizerinnen kamen durch Norina Müller in der ersten Minute zu einem ersten Angriff, doch mehr Momentum gab es gegen die haushohen Favoritinnen nicht. Die Kanadierinnen machten aus den Schweizer Träumen einer Sensation kurzen Prozess. Nach dreieinhalb Minuten schoss Gracie Graham von der blauen Linie; leicht abgefälscht durch D’Alessandro ging die Scheibe zwischen den Schonern Benderers ins Netz.

Das Spielgeschehen konzentrierte sich weiter auf die Schweizer Zone und in der 10. Minute kam Graham vom linken Anspielkreis aus erneut zum Schuss. Diesmal traf sie zielsicher und selbst zur 2:0-Führung.

Damit lagen die Kanadierinnen in ähnlichem Tempo vor wie in den anderen Spielen gegen die europäische Konkurrenz: 11:0 gegen Deutschland, 8:1 gegen Tschechien und 10:0 gegen Finnland waren die Resultate für die Titelverteidigerinnen. Dass die Schweizerinnen ein etwas weniger einseitiges Resultat erzielten, war ein kleiner Trost.

«Das zeigt uns, dass wir hier etwas zu zeigen haben. Wir hätten gegen die Slowakei die Chance zum Sieg gehabt, aber leider gibt es im Sport Spiele, die nicht so laufen», sagte Wey.

Vor dem Spiel hatte die Trainerin Melanie Häfliger noch Änderungen in den Sturmreihen angebracht. Müller wurde in den Paradesturm mit Naemi Herzig und Wey befördert anstelle von Elisa Dalessi, wobei es auch in den hinteren Linien zu Durchmischungen kam. Doch die Hauptbeschäftigung war bei den Schweizerinnen der Defensivarbeit gewidmet. Dafür erhielten nach den gestrigen Marathon-Einsätzen einiger Spielerinnen (über 30 Minuten Eiszeit für Wey und Alena Rossel) heute sämtliche 20 Feldspielerinnen Einsatzzeit. Der einzige Schuss aufs Tor kam im Startdrittel von der Verteidigerin Sonja Inkamp, die bereits gestern gegen die Slowakei getroffen hatte.

«Wir wussten, auf wen wir treffen und müssen das Spiel als Chance sehen um besser zu werden», sagte die Cheftrainerin Häfliger. «Trotz vieler Rückschläge, die wir am Turnier hatten und die der investierten Arbeit nicht gerecht werden, ist die Mannschaft intakt.»

Im Mitteldrittel gab es die erste Strafe und damit ein erstes Powerplay für die Schweiz. Doch auch bei fünf gegen vier änderte sich wenig daran, dass die Schweizerinnen selten ins offensive Drittel gelangten. Während die Schweizerinnen trotz drei Powerplays im zweiten Drittel nur einen Torschuss hatten, musste Benderer auf der anderen Seite einige hochkarätige Chancen und Abpraller entschärfen und kühlen Kopf bewahren. In der 37. Minute trafen die Kanadierinnen aber doch noch zum 3:0. Maxine Cimoroni traf mit einem präzisen Schuss aus etwa acht Metern, wobei Jessica Pellerin der Schweizer Torhüterin die Sicht verdeckte.

Die Kanadierinnen starteten das Schlussdrittel in Überzahl. Kurz nach Ablauf der Strafe jubelten sie erneut über ein Tor. Benderer wehrte einen Schuss von Chloe Primerano ab, doch Claire Murdochs Nachschuss ging via Benderer und D’Alessandro ins Tor. Doch weil D’Alessandro sowohl im Torraum stand wie auch mit dem Schlittschuh den Puck ins Tor lenkte, gab es ein Videostudium. Die Schiedsrichterinnen gaben letztlich das Tor. Fünf Minuten später, nachdem die Schweizerinnen die Scheibe nicht aus der Zone hatten bringen können, kam Morgan Jackson an den Puck und bezwang Benderer mit einem Schuss ins Lattenkreuz. Caitlin Kraemer erhöhte zwei Minuten vor Schluss zum Schlussresultat von 6:0.

Die Schweizerinnen konnten den Schaden begrenzten und gestanden den Kanadierinnen den knappsten Sieg beim bisherigen Turnier zu. Während die Kanadierinnen sich auf den Weg ins Halbfinale begeben und ein Finale Kanada-USA am Sonntag erwartet wird, müssen die Schweizerinnen erneut im Spiel um Platz 7 antreten, welches gleichzeitig ein Abstiegsspiel ist. Am Samstag um 11 Uhr treffen die Schweizerinnen aller Voraussicht nach auf Deutschland, sofern den Deutschen im letzten Viertelfinalspiel gegen die USA nicht eine Sensation gelingt.

Gegen Deutschland bestritten die Schweizerinnen vor einem Monat zwei Testpiele in Füssen (D) und kamen dabei zu einem 5:0-Sieg und einer 0:1-Niederlage.

«Nun müssen wir uns regenerieren, zusammen die Spiele analysieren, auch die gegen Deutschland im Dezember. Ich erwarte eine deutsche Mentalität, sie werden nicht aufhören zu kämpfen und uns das Leben schwermachen», sagte Häflinger.


Kanada – Schweiz 6:0 (2:0, 1:0, 3:0)

Bossard Arena, Zug. – 477 Zuschauer. – SR: Henriksson (S) / White (USA), Frohaug (N) / Kosters (NL)

Tore: 3:30 D’Alessandro (Graham, Primerano) 1:0. 9:47 Graham (Cimorini, Primerano) 2:0. 36:32 Cimoroni (Venusio, Cheung) 3:0. 41:59 D’Alessandro (Murdoch, Primerano) 4:0. 46:56 Jackson (Logan) 5:0. 57:47 Kraemer (Graham, Stonehouse) 6:0.

Strafen: 3-mal 2 Minuten gegen Kanada, 2-mal 2 Minuten gegen die Schweiz.

Schüsse aufs Tor: 54:3 (18:1, 18:1, 18:1)

Kanada: Stewart (Ersatz: Clark); Primerano, Venusio; Pickering, Graham; Watson, Breton; Cheung; Stonehouse, Kraemer, Murdoch; Alexander, Manness, D’Alessandro; Jackson, Logan, Zablocki; Pieckenhagen, MacKinnon, Cimoroni; Pellerin.

Schweiz: Benderer (Ersatz: Berger); Rossel, Langenegger; Leibundgut, Inkamp; Bottoni, Meriguet; Wrann; Herzig, Wey, Müller; Romerio, Manetsch, Dalessi; Kunz, Balzer, Balzarolo; Strnad, Näf, Ochsner; Vuillemin.


Aktuelle Spiele

Donnerstag, 11. Januar 2024

Kanada - Schweiz

Kalender

<< Januar 2024 >>
MoDiMiDoFrSaSo
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
293031