Oh no Canada

Von Pascal Zingg

Wenn sich im Viertelfinal zwei Teams treffen, die keine gute Verteidigung und einen unsicheren Torhüter haben, dann verspricht das viel Spektakel. Dieses wurde am heutigen Abend in der Hartwall Arena auch geboten.

Es war Kanada, das den besseren Start in dieses Spiel erwischte. Konecny und Strome konnten in den ersten elf Minuten zwei individuelle Fehler der Finnen zur 2:0-Führung nutzen. Alles war angerichtet für einen Galaabend der Kanadier. Dann zeigten aber auch die Ahornblätter Nerven. Hickey verlor die Scheibe in der Ecke und Laine bezwang Blackwood 11 Sekunden vor der ersten Pause mit einem haltbaren Schuss. Der gleiche Hickey legte sich im zweiten Drittel im dümmsten Moment aufs Eis. Diesmal profitierte Kalapudas mit dem 2:2 in der 27. Minute. Nun war es wieder an den Finnen einen Fehler zu machen. Saarijärvis Fehlpass wurde von Virtanen auf Crouse weitergeleitet, der die Kanadier 62 Sekunden nach dem Ausgleich wieder in Führung brachte. Jukka Jalonen zog nun die Notbremse und ersetzte Vehilainen durch Kahkonen. Eine Massnahme die Wirkung zeigte. Nach zwei Big Saves wurde die finnische Verteidigung immer sicherer. Auf der anderen Seite kassierte Blackwood den nächsten haltbaren Treffer. Saarela hatte knapp hinter der Grundlinie geschossen und sah wie die Scheibe via den Torhüter ins Tor ging. Angestachelt durch diesen Treffer machten die Finnen nun mächtig Druck. Wiederum wehrte Blackwood einen Schuss von Saarela nur ungenügend ab, weshalb Nattinen die Finnen noch vor der zweiten Pause in Führung brachte.

Auch im letzten Drittel ging es munter auf und ab. Marner glich aus, Aho stellte auf 5:4 und der gleiche Mitch Marner glich das Spiel abermals aus. Nun konnte dieses verrückte Spiel auf beide Seiten kippen. Wiederum stellten sich die Kanadier jedoch ungeschickt an. So schoss Hicketts die Scheibe in Unterzahl übers Plexi, was den Finnen eine doppelte Überzahl von 54 Sekunden einbrachte. Patrik Laine bedankte sich und schob zum entscheidenden 6:5 ein. Im allgemeinen Jubel der 13016 Fans in der fast vollen Hartwall Arena war es nun egal, dass beide Teams derart viele Fehler begingen. Die Finnen müssen sich jedoch bewusst sein, dass sie mit gleicher Leistung im Halbfinale gegen Schweden keinen Blumentopf gewinnen können. Bei den Kanadiern beginnt indes die grosse Analyse. Die Ausgabe 2016 war lange nicht so unwiderstehlich wie noch in den letzten Jahren. Gerade in der Verteidigung und auf der Torhüterposition offenbarte man unbekannte Schwächen. In der Offensive schien man phasenweise ratlos. All dies führte schliesslich zum schlechtesten Abschneiden einer kanadischen U20-Nationalmannschaft seit 18 Jahren.

Telegramm:

Finnland – Kanada 6:5 (1:2, 3:1, 2:2)

Hartwall Arena, Helsinki: 13016 Zuschauer. – Schiedsrichter: Piechaczek (GER), Pitoscia (USA); Oliver (USA), Pihlblad (SWE). – Tore: 5:21 Konecny (Quenneville, Stephens) 0:1; 10:59 Strome (Gauthier, Crouse) 0:2; 19:49 Laine (Aho, Puljujärvi) 1:2; 26:18 Kalapudas (Juolevi, Tuulola) 2:2; 27:20 Crouse (Virtanen) 2:3; 35:44 Saarela (Puljujärvi; Ausschluss: Perlini) 3:3; 37:17 Nattinen (Saarela, Juolevi) 4:3; 43:14 Marner (Point, Sanheim; Ausschluss: Rantanen) 4:4; 44:21 Aho (Puljujärvi, Laine) 5:4; 45:57 Marner (Point; Ausschluss: Saarijärvi) 5:5; Laine (Juolevi, Aho; Ausschlüsse Virtanen, Hicketts) 6:5. – Strafen: x 2 Minuten gegen Finnland; x 2 Minuten gegen Kanada.

Finnland: Vehilainen (28. Kahkonen); Juolevi, Tuulola; Niku, Mikkola; Keskitalo, Saarijärvi; Puljujärvi, Aho, Laine; Saarela, Kapanen, Nattinen; Hintz, Rantanen, Kalapudas; Björkqvist, Sikonen, Rantanen; Lammikko.

Kanada: Blackwood (McDonald); Hicketts, Chabot; Fleury, Hickey; Sanheim, Dermott; McKeown; Perlini, Marner, Point; Strome, Virtanen, Crouse; Gauthier, Barzal, Beauvillier; Chartier, Konecny, Quenneville; Stephens.

Bemerkungen: Finnland ohne Sopanen (verletzt), Larmi (überzählig); Kanada ohne Montembeault (überzählig); 50:33 Timeout Finnland; 58:41 Timeout Kanada; Kanada ab 58:55.