Das finnische Wintermärchen ist perfekt!

Von Pascal Zingg

Was für ein Finale in Helsinki. Einmal mehr bot das Endspiel der Junioren WM einen echten Hitchcock. Obwohl es lange nicht danach aussah, sollten am Schluss die heimischen Suomi die Goldmedaille in Empfang nehmen.

Highlights

Es war ein unglaubliches Spiel, dass die Russen heute in der vollen Hartwall Arena zeigten. Bereits in der fünften Minute gingen sie durch Vladislav Kamenev in Führung. Es folgte der grosse Sturmlauf der Einheimischen um ihre Jungstars Jesse Puljujärvi und Patrik Laine. Die Sbornaja verstand es dabei die Finnen in Schach zu halten. So dass es auch nach zwei Dritteln immer noch 1:0 stand.

Verrücktes drittes Drittel

Die ersten beiden Drittel waren jedoch nur ein Aufgalopp für das das grosse Finale im dritten Drittel. So traf Laine bereits nach 24 Sekunden zum Ausgleich. Gleich darauf hätten Hintz und Kalapudas die Finnen eigentlich in Führung bringen müssen. Sie stellten sich jedoch zu umständlich an. Im Gegenzug brachte Svetlakov die Russen nochmals in Führung. Dieser Treffer schien die Finnen zu demoralisieren. Sie schienen während rund acht Minuten stehend K.O. Dann bewies Puljujärvi allerdings, dass er immer für einen Geniestreich gut ist. Der finnische Jungstar legte quer und Sebastian Aho vollendete zum Ausgleich. Zur Freude der 13'479 Zuschauer sollte Rantanen 129 Sekunden vor Schluss gar das 3:2 im Powerplay gelingen. Alles schien perfekt zur Weltmeister-Partie. Die Russen hatten allerdings etwas dagegen. Sie nahmen nun den Torhüter raus und entwickelten noch einmal sehr viel Druck. Nur 6.9 Sekunden vor Schluss gelang Svetlakov noch einmal der Ausgleich. Viele glaubten die Finnen seien nun definitiv am Boden. Schienen die Batterien doch schon im letzten Drittel leer. Kasperi Kapanen hatte jedoch noch einen Trick auf Lager. Mit einem Buebetrickli gelang ihm 93 Sekunden in der Verlängerung der Gamerwinner.

Mit mentaler Stärke zum Sieg

Mit dem Sieg in der Verlängerung bewiesen die Finnen einmal mehr ihre mentale Stärke. Egal was an diesem Turnier passierte, man liess sich nicht unterkriegen und fand in den allermeisten Fällen doch noch einen Weg das Spiel zu gewinnen. „Dass wir so kurz vor Schluss noch den Ausgleich gekriegt haben, war extrem ärgerlich. Ich habe den Jungs in der Pause jedoch gesagt, dass wir jetzt genau gleich weiterkämpfen müssen“, brachte es Joni Tuulola auf den Punkt. Siegschütze Kaspari Kapanen konnte sein Glück derweil kaum fassen. „Ich fuhr um das Tor herum und sah, dass Georgiev nicht da war. Anschliessend war ich mir nicht sicher ob die Scheibe tatsächlich drin war. Erst als ich sah wie meine Mitspieler die Helme wegwarfen, war mir klar was los war“, meinte Kapanen mit einem grossen Lachen im Gesicht. Dabei fügte er an, dass er noch gar nicht fassen konnte, was die Finnen erreicht hätten. „Weltmeister und das mit Siegen gegen Kanada, Schweden und Russland, dass muss ich erst einmal setzen lassen.“ Mit dem Weltmeister Titel nahm die WM somit ein Happy End. Die Spiele waren jedoch nicht nur für Finnland ein Erfolg mit über 215'000 Zuschauer war diese WM die erfolgreichste Junioren WM auf dem europäischen Kontinent.

Telegramm:

Russland – Finnland n.V. 3:4 (1:0,0:0, 2:3, 0:1)

Hartwall Arena, Helsinki: 13'479 Zuschauer. – Schiedsrichter: Iverson (CAN), Pitoscia (USA); Oliver (USA), Philblad (SWE). – Tore: 4:50 Kamenev (Provorov, Lazarev; Ausschluss: Kähkönen) 1:0; 40:24 Laine (Aho, Puljujärvi) 1:1; 41:41 Svetlakov 2:1; 50:07 Aho (Puljujärvi, Laine) 2:2; 57:51 Rantanen (Saarijärvi, Kalapudas; Ausschluss: Sergeyev) 2:3; 59:54 Svetlakov (Provorov, Rykov) 3:3; 61:33 Kapanen (Rantanen) 3:4. – Strafen: 10 x 2 Minuten + 10 Minuten + Spieldauer (Kamenev) gegen Russland; 2 x 2 Minuten gegen Finnland.

Russland: Georgiev (Samsonov); Rykov, Zhuldnikov; Boikov, Provorov; Sergeyev, Sharipzyanov; Mikulovich, Voronkov; Kraskovski, Polunin, Korshkov; Svechnikov, Lazarev, Kamenev; Svetlakov, Kaprizov, Kuzmenko; Fazleyev, Lauta, Dergachyov.

Finnland: Kähkönen (Vehilainen); Juolevi, Tuulola; Niku, Mikkola; Keskitalo, Saarijärvi; Puljujärvi, Aho, Laine; Saarela, Kapanen, Nättinen, Hintz, Rantanen, Kalapudas; Björkqvist, Sikonen, Repo; Lammikko.

Bemerkungen: Russland ohne Tretjak (überzählig); Finnland ohne Sopanen (verletzt), Larmi (überzählig); 56. Timeout Finnland; 59. Timeout Russland; Russland ab 58:37 bis 59:02 und von 59:17 bis 59:54 ohne Torhüter.