Schweiz besiegt Deutschland im Penaltyschiessen

Von Martin Merk

Die Schweiz besiegt den Gastgeber Deutschland und spielt morgen gegen die russische Auswahl um den Turniersieg. Die Schweizer führten auch dank zwei Toren von Noah Rod, gaben im Schlussdrittel aber einen 3:1-Vorsprung aus der Hand. Im Penaltyschiessen setzten sie sich doch noch durch.

«Es war nicht top, aber es hat Platz nach oben», zeigt sich Martschini selbstkritisch, hätte mehr Chancen kreieren wollen. Er war es, der im Penaltyschiessen das Siegestor erzielte.

Es war ein spontaner Entscheid Fischers, doch der EVZ-Stürmer war bereit. «Er klopfte mir auf den Rücken. Ich mache es ja auch gerne. Ich schiesse bei Zug meistens auch. Es ist schön, dass ich anlaufen konnte. Nachdem ich in der Verlängerung in letzter Sekunde verschoss, war es schön, dass es dann klappte», so Martschini.

Zuletzt hatten die Schweizer dreimal in Folge gegen Deutschland mit einem Tor Unterschied verloren inklusive die schmerzhafte Niederlage bei den Olympischen Winterspielen, welche das deutsche Silbermärchen einleitete. 2015/16 gab es zuletzt zwei Siege gegen Deutschland, ebenfalls mit einem Tor Unterschied. Doch seit Februar holten auch die Schweizer, bei der WM, Silber.

In Krefeld waren die Voraussetzungen unterschiedlich. Patrick Fischer wollte vor allem junge Spieler testen inklusive fünf Neulinge. Deutschland trat vor heimischem Pulikum mit dem bestmöglichen Kader an, das im Schnitt drei Jahre älter ist, auch wenn es nach Rücktritten nach dem Olympia-Märchen ebenfalls neue Gesichter im Team gab. Entsprechend zeigte man sich zufrieden mit dem Sieg.

«Wir spielten in Deutschland gegen ihre beste Mannschaft. Die Art und Weise gefiel mir. Wir spielen schnell auch in der Transition, wir lernen die Seite zu wechseln, die Optionen zu kennen. Die Deutschen hatten Mühe mit unserer quirligen Art und Weise, das gefiel mir», sagt der Nationaltrainer Patrick Fischer, hätte es aber natürlich lieber gesehen, wenn sein Team die 3:1-Führung im Schlussdrittel nicht aus der Hand gegeben hätte.

«Wir sprachen in der zweiten Pause vom Killerinstinkt, hatten die Chance das Spiel heimzubringen. Manchmal gibt es dann Tore. Es ist nicht das erste und das letzte Spiel, das so abgegeben wird. Wir müssen lernen, solche Spiele nicht aus der Hand zu geben.»

Die beiden Teams tauschten schon früh Tore aus nachdem Jason Fuchs wegen Beinstellens auf der Strafbank landete. Nur 37 Sekunden später konnten die Gastgeber bereits jubeln. Mit einfachen Pässen hielten sie den Puck im Spiel. Leo Pföderl, der sich am Donnerstag bereits als Doppeltorschütze ausgezeichnet hatte, schoss vom linken Bullykreis. Ein einfacher Schuss, doch Lukas Flüeler war die Sicht verdeckt, der Puck ging nicht nur ihm zwischen die Beine durch, sondern davor auch bei Claude-Curdin Paschoud und dem Deutschen Phil Hungerecker, die ihm die Sicht verdeckten. Die Reaktion kam jedoch prompt mit einem schnellen Angriff von Yannick Herren, der gut angespielt von Martschini entwischen und Danny aus den Birken zum 1:1-Ausgleich bezwingen konnte.

Die Schweizer wirkten nun gefährlicher, hatten ihrerseits ein Powerplay, doch der nächste Treffer fiel bei fünf gegen fünf. Nach einem Pass Samuel Kreis’ schoss Noah Rod aus wenigen Metern via Lattenunterkante die Schweiz 2:1 in Führung nach etwas über neun gespielten Minuten. Es war definitiv keine Abwehrschlacht zwischen diesen beiden Nachbarländern wie auch schon in der Vergangenheit.

Im Mitteldrittel wirkten die Deutschen bemüht, wurden aber erneut mit einem schnellen Angriff ausgespielt. Der aufgerückte Michael Fora fand links Rod freistehend, der sein zweites Tor des Tages über aus den Birkens Schulter erzielte.

Rod scheint sich im Team in Krefeld wohlzufühlen. Letztmals erzielte er vor über zwei Jahren, bei einem 4:3-Heimsieg Servettes gegen Ambrì, zwei Tore in einem Spiel.

«Es läuft mir gut, aber die ganze Mannschaft spielt gut. Unserer Linie läuft es gut, es ist cool so zu spielen», sagt der Servettien. Schon im ersten Spiel harmonierte re gut mit Christoph Bertschy. «Wir machen nicht alles bis zur Perfektion, aber die ganze Mannschaft arbeitet hart das ganze Spiel hindurch, das ist eine unserer Stärken.»

Auf der anderen Seite waren die Deutschen zwar nicht ganz ungefährlich, doch Flüeler wirkte in brenzligen Szenen souverän. Durch Strafen erschwerten die Deutschen sich die Aufholjagd, so dass die Schweiz im Mitteldrittel mit 17:9 Schüssen aufs Tor mehr vom Spiel hatten. Sie entschieden nach Schüssen jedes Drittel für sich.

Zu Beginn des Schlussabschnitts mussten die Schweizer untendurch. Martschini wurde wegen Beinstellens rausgeschickt, bald folgte ihm Lukas Frick wegen einer Spielverzögerung. Manchmal wurde es vor Flüeler gefährlich, doch die Schweizer hatten manchmal auch das Glück auf ihrer Seite, etwa wenn sich die Deutschen gute Abschlusspositionen erzielten, dann aber wenig souverän mit Stock und Scheibe umgingen.

Bei den Deutschen fiel im Schlussdrittel der Torhüter aus den Birken aus. Debütant Jérôme Bachofner traf ihn im Fallen mit dem Stock am Hals, als er von hinten vom deutschen Verteidiger Pascal Zerressen umgerissen wurde. Es gab gegen niemanden eine Strafe, brenzlig wurde es dafür bald vor dem anderen Tor. Nach einem Weitschuss Bernhard Ebners vermochte Flüeler den Puck nicht abzusichern und Lean Bergmann erzielte im Nachschuss sein erstes Länderspieltor.

Damit waren noch etwas über acht Minuten mit einem Eintore-Vorsprung zu spielen. Bachofner hatte dabei drei Minuten vor Schluss in seinem ersten Länderspiel sein erstes Tor auf dem Stock bei einem Konter, doch Ersatzmann Niklas Treutle hielt dicht. Bis kurz vor Schluss taten die Schweizer dasselbe, doch 41,2 Sekunden vor dem erhofften Spielende landete die Scheibe hinter Flüeler. Simon Sezemsky, als siebter Verteidiger aufgestellt, versuchte es mit einem Weitschuss. Der Puck prallte nach rechts, wo Marcel Noebels goldrichtig stand und zum 3:3 ausglich.

«Wir liefen zu viel anstatt uns auf die Defensive zu fokussieren. Wir sind ein junges Team, es fehlt uns ein bisschen an Erfahrung, aber es gelang uns nach Penaltys zu siegen», sagte Rod zum Rückfall im Schlussdrittel.

Martschini sah es ähnlich: «Wir hatten das Gefühl, dass wir es bis zu diesem Zeitpunkt gut machten. In den letzten zehn Minuten waren wir hinten nicht mehr so konsequent und prompt schiessen sie zwei Tore.»

Bei der kurzweiligen Verlängerung mit drei gegen drei Feldspielern gab es aussichtsreiche Chancen hüben wie drüben mit Vorteilen für die Schweizer, für welche vor Treutle mehr hätte rausschauen können. Stattdessen ging es ins Penaltyschiessen, wo nur die Schweizer trafen. Martschini schoss die Schweizer zum Sieg und auch Yannick Herren traf. Als die Deutschen auch im vierten Versuch scheiterten, war das Spiel doch noch zu Gunsten der Schweizer entschieden.

Nun spielen die Schweizer gegen die russische B-Auswahl, die als Titelverteidiger nach Krefeld kam, um den Turniersieg.

Deutschland – Schweiz 3:4 (1:2, 0:1, 1:1, 0:0, 0:1) n.P.

Königpalast. – 6113 Zuschauer. – SR: Bauer (D) / Hoppe (D), Cepik (D) / Klima (D).

Tore: 1:27 Pföderl (Pietta, Hungerecker / Ausschluss Fuchs) 1:0. 2:20 Herren (Martschini, Kreis) 1:1. 9:09 Rod (Bertschy, Glauser) 1:2. 28:03 Rod (Fora) 1:3. 51:32 Bergmann (Ebner, Mauer) 2:3. 59:19 Noebels (Sezemsky) 3:3.

Penaltyschiessen: Pfohl verschiesst, Richard verschiesst; Pietta scheitert, Martschini 0:1; Bergmann scheitert, Herren 0:2; Mauer scheitert.

Strafen: Je 4-mal 2 Minuten.

Torschüsse: 32:48 (11:13, 9:17, 10:14, 2:4)

Deutschland: Aus den Birken (49:00 Treutle); Reul, Akdag; Boyle, Abeltshauser; Zerressen, Ebner; Sezemsky; Mauer, Pfohl, Bergmann; Pföderl, Pietta, Noebels; Kink, Loibl, Hungerecker; Höfflin, Niederberger, Krämmer.

Schweiz: Flüeler (Ersatz: Descloux); Fora, Frick; Glauser, Kreis; Marti, Paschoud, Heldner; Bertschy, Rod, Miranda; Riat, Fuchs, Bachofner; Martschini, Richard, Herren; Mottet, Walser, Simion.

Bemerkungen: Schweiz ohne Albrecht, Karrer, Pestoni und Senn (alle überzählig). – Länderspiel-Debüt von Jérôme Bachofner. – 23. Pfostenschuss Hungerecker. – 49:00 Aus den Birken verletzt ausgeschieden. – Verletzt ausgeschieden: Fora, Marti (Schweiz), aus den Birken (Deutschland).

Torhüter Lukas Flüeler (Schweiz) nach dem Sieg gegen Deutschland im Penaltyschiessen - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Christoph Bertschy (Schweiz, Links) und Noah Rod (Schweiz, Rechts) gegen Fabio Pfohl (Deutschland, Links) und Sinan Akdag (Deutschland) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Von Links: Samuel Kreis (Schweiz), Lino Martschini (Schweiz), Tanner Richard (Schweiz) und Yannick Herren (Schweiz) feiern das Tor zum 1:1. Enttäuschung be Mirko Höfflin (Deutschland) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Lino Martschini (Schweiz) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Von Links: Andrea Glauser (Schweiz), Samuel Kreis (Schweiz), Christoph Bertschy (Schweiz) und Noah Rod (Schweiz) feiern das Tor zum 1:2. Im Bild Lean Bergmann (Deutschland) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Jason Fuchs (Schweiz, Links) und Jerome Bachofner (Schweiz) gegen Sinan Akdag (Deutschland, Links) und Torhüter Danny Aus den Birken (Deutschland) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Samuel Walser (Schweiz) gegen Konrad Abeltshauser (Deutschland). Hinten Andrea Glauser (Schweiz) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Dario Simion (Schweiz, Links) und Kilian Mottet (Schweiz) gegen Stefan Loibl (Deutschland, Links), Simon Sezemsky (Deutschland) und Torhüter Danny Aus den Birken (Deutschland) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Samuel Walser (Schweiz) gegen Konrad Abeltshauser (Deutschland) und Torhüter Danny Aus den Birken (Deutschland) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Tanner Richard (Schweiz) gegen Bernhard Ebnher (Deutschland, #67) und Simon Sezemsky (Deutschland). Hinten Christoph Bertschy (Schweiz) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Jerome Bachofner (Schweiz) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Christoph Bertschy (Schweiz) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Samuel Walser (Schweiz) gegen Simon Sezemsky (Deutschland) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Jerome Bachofner (Schweiz) gegen Marcel Noebels (Deutschland) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Bully Tanner Richard (Schweiz) gegen Daniel Pietta (Deutschland). Vorne Damien Riat (Schweiz) und Marcel Noebels (Deutschland) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Samuel Kreis (Schweiz) gegen Daniel Pietta (Deutschland) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Lino Martschini (Schweiz) scheitert im Overtime gegen Niklas Treutle (Deutschland) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Torhüter Lukas Flüeler (Schweiz) hält den Penalty von Daniel Pietta (Deutschland) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Lino Martschini (Schweiz) beim Tor im Penaltyschiessen gegen Niklas Treutle (Deutschland) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Lino Martschini (Schweiz) beim Tor im Penaltyschiessen - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
Marcus Kink (Deutschland) und Torhüter Lukas Flüeler (Schweiz) - Vedi Galijas / www.bkstudio.ch
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