Die ZSC Lions ziehen ins Finale ein!

Von David Leicht

Dank eines praktisch fehlerlosen Auftritts gewinnen die ZSC Lions mit 3:1 Toren in Genf gegen nochmals aufopfernd kämpfende Grenat und fordern damit den HC Davos im Playoff-Final.

Nach Alexandre Picards Overtime-Treffer in Zürich im Spiel 3, der den Calvinstädter das zwischenzeitliche Break in dieser Serie einbrachte, wendete sich das Blatt in dieser Serie: Dank drei Siegen in Serie bringen die ZSC Lions den Halbfinal "ins Trockene" und sind somit weiterhin unterwegs in Richtung Titelverteidigung.

Heute Abend in Genf wurde den Stadtzürcher hingegen nochmal alles abverlangt. Gegen passioniert auftretende Grenat, die wiederum nur mit zwei Ausländern antraten, Taylor Pyatt, Matt Lombardi und Alexandre Picard fehlten allesamt mit Gehirnerschütterungen, hatten die Lions vor ihrem finalen Triumph etliche brenzlige Situationen zu überstehen. Denn die Rhonestädter, mit dem Messer am Hals, riskierten nochmals alles und suchten von Beginn weg die Offensive. Nach nur neun Sekunden konnte das Team von Chris McSorley bereits zwei Abschlüsse auf das Tor von Lukas Flüeler verzeichnen, und auch in der Folge hatten die Grenat erstklassige Chancen zur Führung, zum Beispiel in der 7. Minute als Cody Almond und Topscorer Matt d'Agostini alleine vor Lukas Flüeler auftauchten, nachdem ZSC-Verteidiger Derek Smith sich einen katastrophalen Lapsus in der eigenen Zone leistete.

Das Skore sollte dann aber erst im Mitteldrittel eröffnet werden. Dem voraus ging aber ein "Highlight" der unschönen Art, dafür besorgt war der Zürcher Mike Künzle: Von Hinten, mit voller Wucht und ohne Rücksicht auf eine mögliche Verletzung kickte er Romain Loeffel "blind-side" um, anstatt einer klaren Spieldauerdisziplinarstrafe aber ("Slew Footing"), gab es nur zwei Strafminuten wegen Behinderung - eine wegweisende Fehlentscheidung der Schiedsrichter Massy und Wiegand, umso mehr als nur Minuten später Genf-Captain Goran Bezina für ein harmloses Rencontre mit Derek Smith ebenfalls mit zwei Minuten bestraft wurde. Den Lions waren diese Umstände egal, und nach nur zehn Sekunden in Überzahl erzielte Mathias Seger auf Pass von Roman Wick das wichtige Tor zur Führung der Gäste in der 29. Minute.

In der Folge agierten die Zürcher sehr geschickt und verstanden es, die Offensivbemühungen der Calvinstädter mit Fortlauf der Partie zu neutralisieren. Dies änderte sich hingegen jäh in der 40. Minute: Nach einem Kraftakt durch Goran Bezina, Daniel Rubin und Kevin Romy erzielte der Schweiz-Kanadier Jeremy Wick mit einem verdeckt abgegebenen Schuss die Egalisation für die Grenat kurz vor dem zweiten Tee.

Wer von den über 7'000 Zuschauern in der wiederum ausverkauften Les Vernets-Halle nun auf einen finalen Triumpf des Heimteams hoffte, wurde anfangs des Schlussdrittels jäh enttäuscht. Mike Künzle, der eigentlich schon lange unter der Dusche hätte sein müssen, konnte nach wenigen Sekunden einen Abpraller verwerten, nachdem er notabene Romain Loeffel umlaufen hatte. Und nur kurz darauf wurden die Genfer Hoffnungen weiter gebremst: Tim Traber und Cody Almond fassten im gleichen Einsatz gleich beide eine Strafe, wodurch die Lions zu einer vollen, zweiminütigen doppelten Überzahl kamen. Vor allem die Strafe gegen Almond war dabei höchst fraglich. Und diese Szene sollte matchentscheidend sein: Denn Ryan Shannon verwertete auf Pass von Robert Nilsson sicher zum 3:1, es war dies der erste Treffer des Amerikaners in dieser Halbfinalserie.

Dass auch die Grenat in der Folge noch zu einer doppelten, ja gar dreifachen Überzahl kamen - Chris McSorley nahm Robert Mayer bereits in der 47. Minute aus dem Tor zugunsten eines sechsten Feldspielers - sollte am Ende nur noch zur Randnotiz verkommen. Zu stark spielten nämlich die Lions auch während dieser Unterzahl, mit einem heute Abend überragenden Lukas Flüeler im Tor. Und in den letzten zehn Spielminuten fehlten den Grenat dann noch, trotz allen Bemühungen, die nötige Konsequenz und Kraft, um diesen Rückstand nochmals wettmachen zu können. Zu stark wiegten die Absenzen, und zu stark spielten die abgeklärten Lions in dieser Phase.

Mit dem entscheidenden sechsten Sieg ziehen die ZSC Lions somit in den Final gegen den HC Davos ein. Dabei haben die Stadtzürcher nicht nur erstaunliche physische Robustheit gezeigt, sondern sich nach dem Rückstand zur Mitte der Serie auch mental gehörig aufgerafft. Auf Seiten der Westschweizer hingegen ist die Enttäuschung gross: Nach dem Break im dritten Spiel ging nichts mehr, zu gross war die Hypothek der Absenzen sowie der grassierenden Magen-Darm-Grippe, zwei Anlässe, die die Mannschaft hingegen nie als Gründe für Niederlagen gelten liess. Eine lange Saison mit Champions Hockey League, dem Cup und dem siegreichen Auftritt am Spengler Cup geht somit für die Adler aus Genf zu Ende, und das Team von Chris McSorley darf sich aufgrund der kämpferischen Leistungen wiederum erhobenen Hauptes in die Ferien verabschieden.